Emma Engelmann an Ernst Haeckel, Utrecht, 16. Oktober 1891
Utrecht, | 16. October 91.
Verehrtester und geliebter Adoptiv-Vater!
Heute vor einem Jahre waren Sie bei uns! Und welche Fluth von schönen, köstlichen Erinnerungen dringt bei diesem Rückblick in unser Gemüth! Solche goldnen Tage giebt’s doch nicht viele im Leben, wie || es der 16te October 1890 für uns war. Als Ihre liebe Karte vom Pilatus kam, ergriff meinen lieben Willy wie mich eine rechte Sehnsucht nach dem Sonnengott, der Licht, Wärme und Frohsein bringt, wohin er auch kommt. Wie gern hätten wir Sie diesen Sommer gesehen; aber Sie hatten einen lahmen Fuß, und || ich war fortwährend erkältet. Endlich bin ich aber wieder ganz wohl und kann mich heute ganz ungestört dem Genusse hingeben, in lieben Erinnerungen zu schwelgen. Kämen Sie nur bald einmal wieder zu uns! Sie würden sich über Willy mehr als je freuen, da er selten oder gar nicht mehr an Kopfschmerzen leidet und immer heiter und || guter Dinge ist. Wann wird denn in Ihrem Hause Hochzeit sein? Es wäre reizend, wenn Sie in den Weihnachts-Ferien als vielfacher Schwiegervater nach Leipzig kämen! Und so hoffe ich immer weiter.
Herzlichst grüßt Sie sammt dem „Einzigen“ in treuer Verehrung
Ihre
dankbare Adoptivtochter
Haeckelina.