Ernst Haeckel an Wilhelm Ostwald, Jena, 25. März 1914
Jena 25.3.14.
Verehrtester Freund!
Beifolgend übersende ich Ihnen eine vorgestern an mich gelangte Mitteilung des Ihnen bereits bekannten Herrn Dornbusch (Paris, 31 Rue Franklin). Ich bitte Sie freundlichst um geeignete weitere Erledigung seiner Wünsche, zu der ich selbst ganz unfähig bin.
Ich bin seit 5 Wochen den ganzen Tag mit Dankschreiben beschäftigt, wobei nur die wichtigsten von den 1600 Postsendungen berücksichtigt werden können, welche aus Anlass meines 80. Geburtstags hier eingetroffen sind. Erst wenn diese endlose Arbeit wenigstens in der Hauptsache beendigt ist, kann ich daran gehen, den versprochenen Aufsatz für das „Monist. Jahrhundert“ zu schreiben, mit speziellem Dank für die Mitglieder unseres Monistenbundes. ||
Herrn Dornbusch habe ich heute geschrieben, dass ich seinen Plan, einen „Katechismus für die monistische Jugend“ zu begründen, vortrefflich finde, aber leider verhindert bin, mich an dessen Ausführung activ zu beteiligen. —
Der beifolgende „Katechismus der Monistischen Weltanschauung“ von Dr. Frei (– Dr. Hopf, Stuttgart –) ist soeben in II. Auflage erschienen.
An den verschiedenen Aufsätzen meiner Schüler und Freunde, die in der schönen, durch Ihre freundliche Anregung entstandenen Festschrift zum 16. Febr. gesammelt sind, erfreue ich mich täglich, und danke Ihnen dabei fortdauernd für die wertvollen „Energie“- Geschenke, durch welche Sie unsere monistische Kultur-Bewegung so gewaltig fördern!
Mit herzlichsten Grüssen an Sie und Ihren Herrn Sohn
Ihr treu ergebener
Ernst Haeckel.