Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Luise Hilger, Jena, 18. Oktober 1917

Jena 18.10.1917.

Liebe und hochverehrte Freundin!

Die wundervolle „Anguilla spicata tertia“, die Ihr weiblicher Scharfsinn – meine geheimen Wünsche ahnend und ihnen zuvorkommend! – mir gütigst gespendet hatten, ist bereits seit 4 Tagen die kostbare „Ambrosia“, die als „göttliche“ Zugabe das tägliche Kartoffelmahl (– das übrigens hier gut und reichlich ist –) in luxuriöser Weise veredelt! –

So muß ich mich beeilen, Ihnen meinen herzlichsten Dank, vorläufig nur in Worten, auszudrücken. Ich hoffe, in 10–14 Tagen als literarische Gegengabe Ihnen die „Kristallseelen“ senden und auch die beiden versprochenen Aquarelle beilegen zu können. Die sorgfältige Ausführung dieser Skizzen – gerade mit Rücksicht auf Ihr freundliches Interesse für meine Dilettanten-Kunst, – macht mir ganz besondere Freude! – ||

Wenn Sie noch irgend einen anderen Wunsch, bezüglich einer Ihnen vielleicht noch fehlenden Schrift von mir – oder aus unserem naturwissenschaftlichen Interessen-Gebiet – haben, bitte ich sehr, ihn mir mitzuteilen. Ich möchte gern für Ihre liebenswürdigen Freundschafts-Beweise, die in unserer gegenwärtigen „Weltkriegs-Not“ doppelt wertvoll sind, mich auch dauernd dankbar zeigen! Kennen Sie die herrliche Kunst des Mikroskopierens, die uns eine neue Welt des edelsten Naturgenusses erschließt? Ist Ihnen mit Radiolarien-Praeparaten und anderem solchen Material gedient? Ich habe von schönen Präparaten Vorrat, besonders von der „Challenger“-Expedition. Kennen Sie Bölsches hübsches Buch: „Von Sonnen und Sonnenstäubchen?“ Darin die „Wunderwelt der Radiolarien“? – – Mit herzlichsten Grüßen an Sie und Ihren lieben Mann

Ihr dankbar ergebener

Ernst Haeckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
18.10.1917
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Lüneburg
Besitzende Institution
Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf/ Rheinisches Literaturarchiv, Nachlässe und Sammlungen
Signatur
HHI.KA. 5773
ID
41340