Ernst Haeckel an Wilhelm Breitenbach, Jena, 16. Juni 1907
Jena 16.6.07.
Lieber Herr Doktor!
Beifolgendem ostensiblen Briefe füge ich noch vertraulich den Wunsch hinzu, daß Sie angesichts der bestehenden Schwierigkeiten den Mut für die Tätigkeit unseres Monistenbundes nicht sinken lassen. Die altbewährte „Deutsche Einigkeit“ (und Particular – Interessen – Egoismus) bereitet ja überall Hindernisse; aber mit Geduld und Klugheit werden sie schließlich überwunden.
– Ihren populaeren Vortrag über Abstammung des Menschen habe ich mit Vergnügen gelesen und gestatte gern, daß Sie die beiden Tabellen über „Progonotaxis des Menschen“ und die Tafel mit den Anthropoiden Skeletten (aus meinen Berliner Vorträgen, 1905) dazu benutzen. ||
Ich halte morgen im hiesigen Volkshause (vor 1500 Leuten) ein Vortrag über das „Menschenproblem“ mit besonderer Berücksichtigung der „Herrentiere“ von Linné. Das Beste dabei wird eine schöne Ausstellung von ca. 60 Tafeln und ebenso vielen Skeletten und ausgestopften „Primaten“ sein. Da ich den Vortrag frei halte und nicht veröffentlichen werde, habe ich Dr. H. Schmidt die Erlaubniß erteilt, ihn für die „Blätter des Monistenbundes“ (– oder eine „Flugschrift“ –) zu benutzen.
Mit besten Wünschen
Ihr alter
Ernst Haeckel.