Ernst Haeckel an Wilhelm Breitenbach, Jena, 4. November 1899
Jena 4.11.99.
Lieber Herr Doctor!
Ihren Brief vom 29.9. fand ich erst jetzt hier vor (– inmitten eines Berges von mehr als 200 Briefen –), nach der Rückkehr aus Rom, wo ich wegen eines kleinen Unfalls 8 Tage im Deutschen Hospital (auf dem Capitol) liegen musste. Bei einem Sturze meines Maulthier’s im Sabiner Gebirge hatte ich eine Knie-Contusion erlitten; jetzt ist Alles vorüber. Im September war ich in Corsica, theils mit Plankton-Studien, theils mit Landschafts-Aquarellen beschäftigt. Ich bedurfte gründlicher Ausspannung nach den Strapazen des letzten Jahres. ||
Meine „Welträthsel“ sind zwar noch wenig besprochen, erfreuen sich aber großer Theilnahme – (viel Entsetzen! daneben einiges Entzücken!) Die I. Aufl. (3000 Expl) wurde innerhalb 5 Wochen verkauft, jetzt kommt bereits die II (unverändert). Es scheint, dass ich diesmal den rechten Ton getroffen habe. –
Ihren Aufsatz über „Chemische Teleologie“ (der anbei zurückgeht) habe ich mit Interesse gelesen und wünsche, daß er gedruckt wird. Vielleicht paßt er für die „Naturwisschaftl. Wochenschrift“ (Dr. Potonié, Gr. Lichterfelde bei Berlin, Potsdamer Str. 35) – oder für „Prometheus“ (Dr. Otto Witt, Adr. Mückelberger, Dornbergstr. 7, Berlin). || Für Ihre Vorträge wünsche ich Ihnen besten Erfolg!
Mit freundl. Grüssen
Ihr
Ernst Haeckel.