Ernst Haeckel an Herbert Eulenberg, Jena, 15. Mai 1914
Herrn Herbert Eulenberg (Kaiserswerth a/Rhein)
Jena 15.5.1914.
Hochverehrter Herr!
Die schönen und sinnreichen poetischen Gaben, die Sie zu meinem 80.sten Geburtstage spendeten, haben mich hoch erfreut: Der Prolog zu dem glänzenden Feste im Zoologischen Garten zu Berlin, den meine Schülerin Frl. Maria Holgers am 17. Februar (wie ich höre, sehr eindrucksvoll) vorgetragen hat; – der schöne Beitrag zu der von Dr. Heinrich Schmidt herausgegebenen „Festschrift (Verlags Unesma, Bd. II, S. 138) – Die freundliche Postkarte vom 20. April, auf welcher Sie meinem vielbestrittenen „Biogenetischen Grundgesetz“ einen treffenden verständnisvollen Ausdruck gegeben haben. ||
Für alle diese wertvollen Geschenke Ihres monistischen Dichter-Genius sage ich Ihnen meinen herzlichsten Dank! Auch hat es mich sehr gefreut, daß Ihre schöne dramatische Dichtung: „Daedalus und Ikarus“ an meinem Gedenktage gleichzeitig auf mehreren großen Bühnen (Frankfurt a/M., Hamburg) erfolgreich zur Aufführung gelangt ist. Hoffentlich werden Sie unserer naturgemäßen monistischen Weltanschauung noch viele und wertvolle poetische Bausteine liefern!
Durch Zusendung Ihres Porträts mit Inschrift würden Sie mich sehr erfreuen; ebenso durch einen gelegentlichen Besuch in Jena.
In aufrichtiger Bewunderung Ihrer Dichtungen und mit wiederholtem besten Danke hochachtungsvoll
Ihr ergebener
Ernst Haeckel.