Ernst Haeckel an Walter de Gruyter, Jena, 19. Juli 1919
Jena 19. Juli 1919.
Hochgeehrter Herr Doktor!
Meine Gesundheit hat sich seit 4 Wochen in Folge eines neuen Unfalls (Gelenkbruchs) so verschlechtert, daß ich nur noch wenige Monate zu leben habe und völlig arbeitsunfähig bin. Daher habe ich die Durchführung der neuen (12.) Auflage meiner „Natürlichen Schöpfungsgeschichte“ ganz an meinen bewährten Archivar Dr. Heinrich Schmidt (Jena, Pfaffenstieg 5) abgeben müssen. Derselbe hat kürzlich (als Verfasser der ausgezeichneten „Geschichte der Entwicklungslehre“, 1918) von der Staatsregierung Weimar den Titel „Professor“ erhalten. ||
Sie werden demnächst das (fast unveränderte) Manuskript des ersten Teiles erhalten, so daß der Druck alsbald beginnen kann. Nachdem ich die ersten 9 und 10 Auflagen wiederholt auf das Sorgfältigste durchgesehen und verbessert habe (im Ganzen mehr als 20 mal) fand ich an der 12. fast Nichts zu ändern.
Die systematischen Tabellen und Stammbäume (– die historische Bedeutung besitzen –) bleiben im Satze unverändert. Die letzte Revision der 12. Auflage hoffe ich selbst noch genau revidieren zu können. Über alle Einzelheiten der Drucklage (wie über meinen ganzen literarischen Nachlaß) ist Prof. Dr. Heinrich Schmidt genau orientiert. ||
An einigen der 30 Tafeln, die durch Lichtdruck vervielfältigt werden sollen, sind die Umrisse der Figuren (in Folge der großen Zahl der Drucke bei 11 Auflagen) undeutlich geworden. Ich könnte auf Wunsch (durch nachträgliche Verstärkung der Contouren, oder einzelner Schatten) hier verbessernd nachhelfen. (z. B. 14 und 15).
– Tafel 1 (– S. 169) kann schwarz gedruckt werden, – statt rot. –
Wie denken Sie über die vielfarbige Tafel 30 (am Schluß) – „Wanderung der Menschenrassen“? –
Mit freundlichem Gruße
hochachtungsvoll
Ihr ergebenster
Ernst Haeckel.