Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Ernst Reimer, Jena, 20. Februar 1871

Jena 20 Febr. 72

Lieber Ernst!

Beifolgend sende ich Dir:

1) die Correctur der Tafel 17 der Kalkschwämme für Schütze. Daß er die Tafelnummer conform den übrigen mache! Ferner soll er die andere Schwamm-Tafel auf schwarzem Grunde, die er noch hat, baldigst vollenden. Ich brauche sie in 3 Wochen für das Manuscript. Er hat sich schon vor ½ Jahr angefangen!

2) für die III. Aufl. der Schöpfungsgeschichte die neue Tafel IV. Obgleich sie sehr einfach ist, wird sie doch vielleicht besser in Kupfer gestochen als lithographirt (wegen der hoffentlichen IV. Auflage!) ||

3) eine Tabelle zur Änderung der Tafelnummern in der neuen Auflage. Es bleiben die Nummern nur auf Tafel II u. III (Embryonen) und XV (letzte). Alle anderen Nummern müssen geändert werden. (13 u. 14. der alten Auflage fallen ganz weg). Bitte mir von sämmtlichen Tafeln vor dem Druck Correctur schicken zu lassen.

– Von der III Aufl. sind jetzt 14 Bogen gedruckt. Sie wird jetzt auch auf Anregung von Darwin und Herbert Spencer ins Englische übersetzt.

– Von den Schwämmen sind 8 Bogen gedruckt.|

Wir haben das neue Jahr bis jetzt sehr unruhig verlebt. Vier Wochen hindurch hatte ich großes Grippe-Lazareth. Agnes mußte 3 Wochen zu Bett liegen, beide Kinder 14 Tage. Auch beide Mädchen waren krank. Ein schöner Zustand! In diese Noth fiel meine Berufung nach Straßburg, welche mich allerdings sehr überrascht, sonst aber nicht sonderlich aufgeregt hat. Es sprachen zu viele und wichtige Gründe gegen die Annahme, als daß ich mich lange hätte besinnen müssen. Von Mommsen erzählte man hier, daß er nie ernstlich daran gedacht habe, hinzugehen. || Im Ganzen nehmen doch nur junge Docenten die Berufung an, welche entweder noch gar keine oder eine entschieden schlechte Stelle haben. Näheres darüber bald mündlich! Ich hoffe Anfang April, nachdem ich meine Decanatslast abgeschüttelt habe, auf ein paar Wochen nach Berlin zu kommen.

Bei Euch ist hoffentlich alles munter. – Mutter Emma war auch mehrere Tage bettlägerig und der arme Otto mit seinem Furunkel vervollständigte das Lazareth.

– An Deine liebe Frau und Eltern herzlichste Grüße

Dein alter Ernst Haeckel

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
20.02.1872
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Staatsbibliothek Berlin PK, Verlagsarchiv Walter de Gruyter
Signatur
M 7704 Dep. 42, R1, Haeckel, Ernst, Bl. 69r-70v
ID
40552