Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Georg Reimer, Jena, 5. Juni 1862

An Georg Reimer.

Jena 5.6.62.

Lieber Georg!

Endlich ist das Ziel erreicht und es stellt sich hiermit der außerordentliche Professor und Director des zoologischen Museums an der Universität Jena vor, durch den Du wohl weniger überrascht sein wirst, als viele andere meiner Freunde! Die Sache ist zuletzt noch rascher gegangen, als ich erwarten konnte, so daß heute schon die Ernennung in der officiellen „Weimarer Zeitung“ stand und ich bereits heute Mittag eidlich verpflichtet wurde. Ich steure nun natürlich mit doppelt freudiger Hoffnung dem letzten Endziele, der Hochzeit entgegen, die wohl zwischen 15 und 20. August sein wird. Bis dahin, hoffe ich sicher, werden die Radiolarien vollendet sein, und ich sage Dir für Deine freundlichen Zusicherungen darüber in Deinem letzten Briefe freundlichsten Dank. Soviel an mir liegt, werde ich durch schleunigste Abfertigung der Correcturen und möglichst wenig Correctur-Veränderungen, dafür sorgen, daß die Bogen möglichst rasch folgen. Allerdings ist gerade an dem letzten Bogen sehr viel zu verbessern gewesen und wird auch wohl noch bei den beiden nächsten nöthig sein. Es ist nämlich gerade dieser || Theil des Manuscripts der allerschlechteste; es ist derjenige, der zuerst fertig wurde, und in den ich nachher noch sehr viel hinein corrigiren mußte. Von der nächsten (10ten) Familie an wird es wieder besser gehen und ich hoffe dann keine zweite Correctur mehr nöthig zu haben, bitte aber, die Correctur ja recht sorgfältig revidiren zu lassen.

Wenn Du, wie Du mir schreibst, im Juli noch nach Thüringen kommst, wirst Du doch Jena nicht übersehen. Richte Dich doch so ein, daß Du ein paar Tage hier bleiben kannst, damit ich Dich mit den wirklich reizenden Umgebungen unseres niedlichen Universitätsdorfes näher bekannt machen kann, die ich täglich mehr schätzen lerne.

Vom Pfingstsonntag bis zum nächstfolgenden Donnerstag werde ich wahrscheinlich, falls schönes Wetter ist, im Thüringer Walde sein; dann hoffe ich wieder auf neue Correcturbogen.

Wenn Du nach Bonn schreibst, bitte ich Ernst herzlichst zu grüßen und ihm meine Ernennung mitzutheilen.

Mit bestem Gruße an Dich und die Deinigen

Dein Ernst Haeckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
05.06.1862
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Staatsbibliothek Berlin PK, Verlagsarchiv Walter de Gruyter
Signatur
M 7704 Dep. 42, R1, Haeckel, Ernst; Bl. 19r-19v
ID
40527