Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Georg Reimer, Jena, 14. Februar 1862

Jena 14.2.62.

Lieber Georg!

Die beiden Correcturbogen sammt Titel habe ich heute richtig erhalten und beeile mich, sie schleunigst zurückzusenden, damit die nöthigen 4 Exemplare Jena baldigst erreichen mögen. Ich möchte Dich bitten, mir dieselben cartonirt zu schicken, den Titel auf den Deckel gedruckt, ganz so wie es bei der definitiven Ausgabe der Fall sein würde. Von Bogen 25 darf natürlich bloß die erste Seite (p. 193) dabei sein, so daß das Ganze als erste Hälfte mit dem III Abschnitt abschließt. Tafel 29 bitte ich bloß in dem Falle den 28 ersten Tafeln hinzuzufügen, daß sich auch schon || die Schrift darunter befindet. Was den Titel betrifft, so ist er schon besser, als der erste; doch sind meine kunstverständigen Freunde der Ansicht, daß er noch sehr mager aussehe und daß gerade, weil verhältnißmäßig wenig Schrift sich darauf befindet, diese bedeutend fetter und größer sein müsse, namentlich der Haupttitel „Radiolarien“. Ich habe nun die Titel auf den ähnlichen Werken aus Engelmanns Verlag verglichen und allerdings gefunden, daß diese Titel (z. B. von Schultzes Palythalmien und Steins Infusorien) mit fast doppelt so großer Schrift bedeutend besser aussehen. Doch ist das bei diesem provisorischen Titel nur Nebensache. Bei diesem möchte ich Dich nur bitten, doch meinen Namen etwas größer und fetter || setzen zu lassen. Auf dem ersten Probedruck war er allerdings zu fett. Indeß bin ich – Gott sei Dank! – trotz des fortgesetzten Nachtarbeitens doch noch nicht bis zu dem Grade herunter gekommen, wie der Name auf dem zweiten Titel vermuthen läßt, der offenbar an galoppirender Schwindsucht leidet. Im Gegentheil hält mich auch das tägliche Turnen so frisch, daß ich immer noch ein gut Theil mehr Druckerschwärze vertragen kann. Also eben Mittelschrift zwischen dem ersten und zweiten Dr. E. H.! Ein drittes Probeblatts des Titels ist aber nicht mehr nöthig! Ich überlasse diese Verbesserung ganz Deinem Geschmack und bitte Dich nur freundlichst, die Absendung der 4 cartonirten Exemplaren möglichst zu beschleunigen. Mit der Abänderung der Überschrift des IV Abschnitts bin ich ganz einverstanden und möchte nur die Zahl IV oben darüber und „Betrachtungen“ in die Mitte gerückt haben. ||

Über die Verlobung Deiner Schwägerin Lisbeth mit Hrn. Sydow habe ich mich sehr gefreut. Anna hatte mir schon geschrieben, daß sie das glückliche Brautpaar eines Abends bei Dir gesehen und daß es ihr einen sehr angenehmen Eindruck gemacht habe. Nur hatte sie mit gewohnter Flüchtigkeit zu schreiben vergessen, wer das Brautpaar war, so daß meine Neugierde erst durch Deine freundliche Mittheilung befriedigt wurde.

Mit herzlichem Gruß an Dich und die lieben Deinigen

Dein E. Haeckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
14.02.1862
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Staatsbibliothek Berlin PK, Verlagsarchiv Walter de Gruyter
Signatur
M 7704 Dep. 42, R1, Haeckel, Ernst, Bl. 8r-9v
ID
40522