Ernst Haeckel an Julius Rodenberg, Jena, 30 Mai 1890
Jena 30 Mai 1890
Verehrter Herr Doctor!
Für Ihre freundlichen Zeilen bestens dankend, bedaure ich sehr, daß Sie durch die Kürze der Zeit verhindert sind, uns einen Besuch in Jena abzustatten, und übermorgen an der Jahres-Versammlung unserer Thüringer Geographischen Gesellschaft in Rudolstadt Theil zu nehmen. Der Vortrag, den ich dort über meine „Algerischen Erinnerungen“ frei halten werde, bildet nur die Grundlage für den Aufsatz, || welchen ich Ihnen für die „Deutsche Rundschau“ versprochen habe. Die Ausarbeitung und Abrundung der Form, auf welche ich gerade bei Ihrer hochgeschätzten Zeitschrift besonderen Werth lege, wird aber noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen, so daß ich Ihnen das Manuscript erst Ende Juni werde senden können. Ich bedaure selbst sehr diese unwillkommene Verzögerung. || Seit meiner Rückkehr aus Algerien bin ich aber so sehr durch Schreibereien und academische Arbeiten in Anspruch genommen, daß ich nicht zum ungestörten Niederschreiben meiner algerischen Eindrücke kommen konnte.
Mit freundlichen Grüßen hochachtungsvoll
Ihr ergebener
Ernst Haeckel