Anonym

Anonym an Ernst Haeckel, [Frankfurt a. M.], 5. September 1908

5/9/08.

Werter Herr Prof. Heckel!

Wie Sie aus meinem Rundschreiben ersehen haben werden, läuft meine Klarstellung Ihren sämmtlichen Voraussetzungen strikt entgegen. Ihre Erhaltung der Kraft , als Spann u. Lebendige Kraft ist grund-irrtümlich. Wie wollen Sie denn damit die fallende Tendenz erklären? Sie zeigen uns überall nur das „Wie“ aber nicht das „Warum“ des Princip ist die Hauptsache. Ebenso wie ich eine Arbeitsmaschiene niemals erklären kann, wenn ich sie in Räder in Übersetzungen in Treib-Riemen usw. zerlege, daraus kann ich nie auf die treibende Kraft schließen. Das Zerlegen in Drehherde, und Großhirnrinde, sowie der ganze Darwinismus ist, nehmen Sie das nicht übel Spezerei-Krämerei. Darwin hat uns mit seiner eigenmächtigen Feststellung, mit seinem Gesetz vom „Kampf ums Dasein“ nur Dunkel gebracht, aber nicht Licht. Der einzige der Licht in die Sache gebracht hat war Gallilai.

Es gibt nur ein Gesetz, das Gesetz des Gleichgewichts zwischen Kraft- Ein- und Auszug. Das Universal-Rätsel in Ihre Schlußbetrachtung ist mit meiner Feststellung gelöst. Kein Mensch konnte begreifen das die Bewegung der Körper gleichzeitig auch die Kraft, als Kraft-Transport ist, sie hat immer gleich einem Meschanismus [!] noch eine Kraft dahinter gesucht. Sie konnte nicht begreifen daß die Kraft Wohnungen hat und immer von einer in die andere zieht.a Auch in Ihren Büchern Auch in Ihren Büchern finde ich nicht das geringste was uns b vorwärts bringen könnte, überall nur Feststellungen, eigenmächtig ohne Beweise. Ich erkenne wohlc sehr das Motiv, Ihren Willen an, und darauf kommt es an.

Die Hauptsache ist das Princip || nähmlich ohne sorgenden Gott. Dieses haben wir gemeinsam. Ich möchte im Interesse der letzteren, bei derd Veröffentlichung meiner Schrift, die höchsten 3 Druckbogen hat und mehr sagt als alle Bücher zusammen, nicht gegen Ihre Schriften arbeiten, sie vielmehr als e Fortsetzung behandeln, nur um den Vorsprung den Sie gegen den Gottesglauben haben nicht rückgängig zu machen den Zweifel hierin zu tragen.

Ich bitte Sie nun um Mitteilung in wie weit Sie respektive der Monisten-Bund mir Consesionen machen will. Es kann keinem Zweifel unterliegen daß ich mein Verdienst durch eine Anpassung an Ihr Werk bedeutend abschwäche. Aber ich bin kein Streber, ich will dasselbe Ziel wie Sie. Soviel steht fest, auf dem von Ihnen eingeschlagenen Wege gelangen Sie nie um Ziel, f es kann nur vom Universal-Princip auf die Natur geschlußfolgert werden aber nicht umgekehrt, wohl aber ist mit der Univresal-Princip-Erklärung die Natur mit erklärt.

Also: Welches Entgegenkommen stellen Sie dem meinen als Äquivalent gegenüber? Ich erwarte innerhalb 2, längstens 3 Wochen Antwort in Ihren Monatsschriften, andernfalls erkenne ich an, daß Sie der Sache g nicht näher treten wollen. Daß dann natürlich h dementsprechend meine Schrift ausfällt, ist selbstverständlich. Antwort unter: „Universum“

Hochachtend

Genius des Universum,

Meister des Universal-Princip

Nachschrift:

Ich mache Ihnen die Mitteilung noch schnell, verreise morgen nach Paris von da nach Wien und wieder zurück, um als dann an die Fertigstellung meiner Schrift, für die ich schon einen Verleger habe, heran zu gehen.

a eingef.: 2 Wohnungen hat und immer von einer in die andere zieht; b gestr.: fort; c gestr.: daher; eingef.: wohl; d gestr.: meiner; eingef.: der; e gestr.: Ver; f gestr.: etw; g gestr.: überhaupt; h gestr.: ich

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
05.09.1908
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 39948
ID
39948