Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Richard Semon, Jena, 2. April 1918.

Jena 2.4.1918.

Lieber und hochgeschätzter Freund!

Soeben erhalte ich durch meinen Sohn Walter die Trauerkunde, dass Ihnen Ihr teure, über Alles geliebte Frau durch einen plötzlichen Tod entrissen worden ist. Ich kann die Grösse Ihres Verlustes und Schmerzes aus eigener Erfahrung bemessen. Trostworte helfen da nicht viel! Ich drücke Ihnen, als aufrichtiger Freund und als bewundernder Verehrer dieser seltenen und hochbegaben Frau, im Geiste die Hand! –

– Ich selbst bin jetzt, bei stetiger Abnahme der Kräfte, recht lebensmüde und hoffe auf baldige Erlösung vom Leben in dieser verrückt gewordenen Welt. Die Zukunft unseres Kulturleben sehe ich äusserst pessimistisch an. Vielmals danke ich Ihnen für alle Liebe, die Sie mir als treuer und dankbarer Schüler (– eine Seltenheit!) seit mehr als 40 Jahren geschenkt haben! Mit herzlichsten Grüssen

Ihr alter invalider

Ernst Haeckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
02.04.1918
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Bayerische Staatsbibliothek München, Abt. für Handschriften und Seltene Drucke
Signatur
Cgm 8032
ID
39883