Ernst Haeckel an Richard Semon, Jena, 26. September 1915
Jena 26.9.1915.
Lieber Freund!
Ihr gestern erhaltener Brief vom 23.9. hat mich sehr erfreut. Ich teile Ihre Ansichten über den entsetzlichen Weltkrieg vollständig – ebenso auch über den Charakter unsers alten Gönners Dr. Paul Ritter; seine Verdienste werden (– trotz dem „Unfall“! –) immer fortwirken.
– Über mich und Jena wird Ihnen und Ihrer lieben Frau mündlich mein Sohn Walter berichten, der heute Mittag nach München zurückgekehrt ist. Wir sprechen oft und viel von Ihnen. W. war mit seiner Familie 3 Wochen bei mir; und gleichzeitig auch die Leipziger Kinder und Enkel. ||
Gestern besuchte mich (auf Urlaub) der junge Giltsch (Hermann) Leutnant seit Monaten in einem Schützengraben bei Compiegne, nächst Paris; – eine schauderhafte Existenz! Das lithograph. Geschäft geht natürlich ganz zurück, gleich vielem anderen. Auch fehlt es an Arbeitskräften.
Ihr öfterer Verkehr mit meinem Sohn und seiner Familie ist mir sehr erfreulich.
Mit herzlichsten Grüssen an Sie und an Ihre liebe, von mir aufrichtig verehrte Gattin
treulichst Ihr alter
Ernst Haeckel.