Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Carl Moritz Gottsche, Jena, 27. März 1885

Jena 27. März 1885.

Hochgeehrter Herr Doctor!

Für Ihre freundliche Auskunft über Ihren Herrn Sohn danke ich Ihnen bestens. Ich bedauere sehr, daß derselbe erst im Herbste zurückkehrt. Es handelte sich darum, ihn als Candidaten für die hiesige erledigte Professur der Geologie u. Mineralogie aufzustellen, für welche er durch seinen Lehrer, Prof.Zittel, auf das Wärmste empfohlen war. Leider muß aber die Professur sofort besetzt werden, und können wir nicht bis zum Herbst warten. ||

Es freut mich, daß ich hierbei Gelegenheit finde, Ihnen schriftlich die hohe Verehrung auszudrücken, die ich für Sie bereits seit 30Jahren hege, seit der glücklichen Studenten-Zeit, in der ich mich speziell mit meinen Lieblingen, den Lebermoosen, beschäftigte, und Ihre werthvollen Schriften darüber eingehend studirte.

Da Sie sich auch für meine zierlichen Radiolarien interessiren, wird es Sie vielleicht freuen zu hören, daß ich seit 8Jahren mit dem unglaublich reichen Material der || Challenger-Expedition beschäftigt bin, und darbei circa drei tausend neue und überaus schöne Formen von Radiolarien gefunden habe. Das große Werk darüber, mit 140 Tafeln Quart, von der englischen Regierung herausgegeben, wird im nächsten Jahre erscheinen.

Mit dem Wunsche, daß Sie auch dieses Werk einmal ansehen, und daß Sie sich noch recht lange den Erfolgen Ihres trefflichen Sohnes erfreuen, bleibe ich hochachtungsvollst

Ihr ergebener

Ernst Haeckel

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
27.03.1885
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
SUB Hamburg
Signatur
LA: Haeckel, Ernst Heinrich: 2-3
ID
39701