Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Friedrich von Hellwald, Jena, 20. Dezember 1875

Jena, 20. Dezember 75.

Hochverehrter Freund!

Von Herzen gratulire ich Ihnen zu dem schönen Erfolge Ihrer Culturgeschichte und der schon jetzt nöthig gewordenen II. Auflage. Da ich inzwischen Ihr Buch in den Mussestunden der Ferien mit grossem Genusse und Nutzen studiert habe, kann ich Ihnen nur meinen herzlichsten Dank aussprechen, wenn Sie auch dieser neuen Auflage meinen Namen vorsetzen und mir damit eine hohe Ehre erweisen wollen.

Sie werden heute oder morgen ein Exemplar meiner „Arabischen Korallen“ erhalten, für welche ich um freundliche Aufnahme bitte. Da ich im Fache der Landschaftsmalerei nur Dilettant und noch dazu Autodidakt bin, muss ich besonders für die Sinai-Bilder um Nachsicht bitten.

Die „Ziele und Wege“ haben Sie hoffentlich richtig erhalten. Das kleine Ding hat bei seiner rücksichtslosen Sprache mir zu der hübschen Zahl meiner bisherigen Feinde noch eine gute Zahl neue gemacht. Ich bin jetzt aber schon so weit gegangen, dass ich nicht mehr rückwärts kann. Auch glaube ich der Sache, für die wir kämpfen, damit keinen schlechten Dienst zu leisten!

Audentes fortuna juvat!

Mit den herzlichsten Grüssen, sowie mit den besten Wünschen für ein fröhliches Weihnacht und einen glücklichen Beginn des neuen Jahres bleibe ich

Ihr treu ergebener

Ernst Haeckel.

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Datierung
20.12.1875
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Unbekannt
Signatur
EHA Jena, A 39572
ID
39572