Ernst Haeckel an Agnes Haeckel, Korfu, 8. März 1877
Corfu 8 März 77
Liebste Agnes!
Da heute wieder ein Schiff nach Brindisi geht, will ich Dir einen herzlichen Gruß und ein Tagebuchblatt mitsenden, obwohl bis jetzt wenig von hier zu berichten ist. Die ersten 3 Tage habe ich mit Auspacken und Einrichten meines kleinen Laboratoriums verbracht. Das Wetter a hat mich auf der Herreise sehr begünstigt, indem es gerade während der Herfahrt sehr gut war, dagegen sowohl vorher als nachher Regen und Sturm. Hoffentlich wird es bald auch hier besser. Nach Allen, was ich bisher erfahren, ist Corfu (die Hauptstadt) der einzige civilisirte Ort auf den Ionischen Inseln, so daß ich wohl die ganze Zeit meines hiesigen Aufenthalts ruhig hier sitzen bleiben und arbeiten werde. ||
Im Übrigen wird es Dich hoffentlich freuen, liebstes Herz, zu hören, daß ich Dich mehr als je entbehre und daß ich stündlich an Dich und unsere lieben Kinder sehnsüchtigst denke. Ich merke doch recht, daß ich älter, seßhafter und gesetzter werde, und daß meine frühere Unternehmungslust und jugendliche Anpassungsfähigkeit ganz bedeutend vermindert sind. Trotz meines Lloyd-Ferman, der mir große Vortheile für die Mittelmeer Schiffahrt giebt, werde ich schwerlich noch oft dasselbe besuchen. –
An Alle Lieben Herzlichste Grüße. Gehe doch einmal zu Seebecks und erzähle Ihnen, wie dankbar ich Krauseneks für Ihre außerordentlich liebenswürdige Aufnahme bin.
Mitinnigsten Gruß und Kuß
Dein Ernst
a gestr.: ist