Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Agnes Haeckel, Kopenhagen, 4. August 1869

Kopenhagen Mittwoch 4. Aug.

69.

Meine liebe süße kleine Frau!

Endlich, endlich langte so eben Dein lieber Brief an, den ich mit so großer Sehnsucht schon gestern und vorgestern erwartet hatte. Ich denke immer so viel an Dich und an unser süßes kleines Walter-Thierchen, daß es mir schon unendlich lang vorkömmt, seita wir getrennt sind! Schon jetzt freue ich mich so auf die Heimkehr, wo mich hoffentlich mein liebes herziges Frauchen recht frisch und gesund wieder empfangen wird. Wie leid thut es mir, Du armes Thierchen, daß Du noch immer so mit Deinem hüstlichen Leiden zu thun hast. Mein Trost ist nur immer, daß es gar nichts Gefährliches und Besorgniß Erregendes, obwohl freilich sehr unangenehm und schmerzhaft ist. || Es wird aber gewiß bald gut vorübergehen, wenn Du nur einmal ein paar Wochen lang die verschriebene Kur streng befolgst, recht milde Diät durchführst und Deine warmen Bäder regelmäßig fortnimmst. Wenn Dein Magen wieder so schlecht ist, frage doch Schultzen, ob Du nicht einmal einige Wochen ein einfaches Magenpflaster äußerlich auflegen sollst; das hilft oft durch den gelinden beständigen Hautreiz. Ich hoffe immer, die Ruhe soll Dir recht gut thun, die Du jetzt doch vollauf genießen kannst, wo Du Deinen unruhigen wilden Mann glücklich los bist!? ||

Unser liebes kleines Herzchen wird hoffentlich seine Zahn-Unruhen, und was damit zusammenhängt, bald auch glücklich überstanden haben.

Wie steht es denn mit dem Impfen? Macht er denn schon Fortschritte im Pa pa pa pa- und Ma ma ma ma-Sagen? Wie oft wünsche ich mir, ich könnte mit Dir und dem lieben süßen Thierchen ein Stündchen zusammen sein! Es ist doch ein allerliebster kleiner Haushalt mit so einem Herzensputtchen, nicht wahr mein liebes Schätzchen? Und die Freude darüber nimmt doch mit jeder Woche mehr zu! ||

Die beifolgenden Tagebuchblätter liebstes Herzchen, theile an Gegenbaur und an die Deinigen mit, und schicke sie dann bald nach Berlin (Victoriastr 29d). Ich werde jetzt noch ein paar Zeilen an die Eltern schreiben, damit sie wissen, daß ich gut hier angelangt bin.

Heute Mittag 12 Uhr fahre ich von hier per Dampfer direct nach Christiania, wo ich b morgen (Donnerstag) Abend ankommen werde. Ich werde Dir von dort sofort meine glückliche Ankunft melden. Da jedoch nur 2 Schiffe wöchentlich nach Christiania gehen, bekömmst Du den Brief vielleicht erst Anfang nächster Woche. Bitte, bitte, schreibe mir sogleich nach Empfang dieses Briefes nach Christiania (poste restante), später nach Bergen (p. Adr. Herrn Johannes Thesen). Innigsten Gruß und Kuß, mein theures süßes Frauchen, an Dich und unser Wälti-Liebchen!

Herzliche Grüße an die Deinigen.

Dein treuer Ernst.

Wegen Versendung der Schwamm-Arbeit schreibe ich Dir im nächsten Briefe.c

a korr. aus: seid; b gestr.: D; c Text weiter am linken Rand von S. 4: Wegen … Briefe.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
04.08.1869
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 39018
ID
39018