Ernst Haeckel an Charlotte Haeckel, Jena, 22. März 1886
Jena 22 März 86
Liebste Mutter!
Zu meinem großen Bedauern höre ich, daß Du an recht häßlichem Catarrh zu leiden hast. Wünschest Du, daß ich komme, so kann ich jederzeit kommen. Allerdings wäre ich lieber erst in 14 Tagen gekommen, da ich mit dem Abschlusse der großen zehnjährigen Arbeit über die Challenger-Radiolarien beschäftigt bin, und diese schwere Aufgabe bis zum 10. April zu beenden hoffe. Werde ich vor der Reise fertig, so bin ich doppelt vergnügt bei Dir. ||
Hier ist Alles wohl. Wir haben den harten und langen Winter eigentlich recht gut überstanden. Seit gestern haben wir gründliches Thauwetter mit Überschwemmung. Sonst ist hier volle Ferienstille und die Arbeit fleckt außerordentlich dabei.
– Meine drei Frauenzimmerchen grüßen Dich mit mir herzlichst, und wünschen baldigste gute Besserung!
Immer Dein alter treuer
Ernst.
P.S. Laß Dich nur recht ordentlich pflegen!