Ernst Haeckel an Charlotte Haeckel, Jena, 30. Dezember 1884
Jena 30. Decb 1884.
Liebste Mutter!
Für Deine freundliche Weihnachts-Sendung, die unter großem Jubel der Kinder nach unserer Bescherung unter dem Baume ausgepackt wurde, nimm unsern herzlichsten Dank, Du gute lieb Alte! Es a war schade, daß Du nicht ein paar Stunden zu uns herüberfliegen konntest. Die Kinder waren sehr munter und haben sich die ganzen Feiertage über sehr gut amüsirt. Auch wir beiden Alten (d.h. Agnes und ich!) waren recht munter ||
Das erste Jahrb im neuen Hausec ist recht zu unserer Zufriedenheit abgelaufen; und wir fühlen uns darin je länger, je behaglicher. –
Mit Agnes’ Gesundheit geht es diesen Winter auch recht gut. Die Geselligkeit genießen wir nur mäßig. –
Ich bitte Dich, liebste Mutter, die schöne Pelzdecke von Hedwig Bleek, die Du mir zugedacht hattest, zu behalten und ordentlich zu gebrauchen! Denn für Dich ist sie bestimmt! Überhaupt laß Dich nur recht ordentlich pflegen! Mit 85 Jahren darf man das! ||
Heinrich wird Dir von uns erzählt haben. –
Walter, der erst nach seiner Abreise ankam, hat sich recht zu unserer fortdauernden Zufriedenheit entwickelt; wir sind froh, mit Gera das Rechte für ihn getroffen zu haben
– Nun, liebste Mutter, wünsche ich Dir zum neuen Jahre von Herzen alles Gute, und daß die Beschwerden des hohen Alters Dich möglichst wenig plagen mögen.
In unveränderter Liebe
Dein treuer Sohn
Ernst Haeckel
a gestr.: sch; b korr. aus: Haus; c korr. aus: Jahr