Ernst Haeckel an Charlotte Haeckel, Jena, 18. Dezember 1883
Jena 18 Dec 83.
Liebste Mutter!
Mit der gestern abgesandten Gans und der heute noch folgenden Nußtorte möchte ich Dir gerne eine kleine Weihnachts-Freude bereiten. Am liebsten käme ich ja selbst. Aber zu Weihnachten bleibt doch immer die eigene Kinder-Schaar das Erste. So mußt Du Dich dann mit meinem Besuche bis zu den Oster-Ferien gedulden, wo ich jedenfalls (im April) auf einige Tage zu Dir komme || Walter überraschte uns schon am vorigen Samstag, da die Schulen in Gera wegen ansteckender Augenkrankheit geschlossen werden mußten. Wir finden den Jungen sehr zu seinem Vortheil verändert und sind überzeugt, mit der Pension beim Lehrer Hundius in Gera das Richtige getroffen zu haben. Die beständige Aufsicht, die einfache Kost und der Mangel an Zerstreuung bekommen ihm offenbar sehr gut. ||
Unsere beiden Mädels sind recht munter, und freuen sich sehr auf Weihnachten – das Erste im eigenen Haus! Mit der Heizung sind wir sehr zufrieden. Die große Eß- und Kinder-Stube ist sehr behaglich.
– Nun sei zu Weihnachten mit unseren Lieben recht vergnügt, liebste Mutter! Ein recht fröhliches Fest wünscht Euch von Herzen
Dein alter Ernst