Ernst Haeckel an Charlotte Haeckel, Jena, 14. Februar 1876
Jena 14 Febr 76
Liebste Mutter!
Übermorgen sind es schon 42 Jahre, seit Dein Kleinster Junge das Licht der Welt erblickte, da ich nun nicht selbst bei Dir sein kann, wie ich wohl möchte, schicke ich dir als Stellvertreter beifolgendes Bild, welches erst vor 8 Tagen vom Hofphotographen Haak angefertigt wurde, und von welchem Agnes behauptet, es sei das Beste, was noch zu Stande gekommen. Hoffentlich macht es Dir Freude und sagt Dir, wie lieb Dich Dein alter Junge immer behält! || Für Deinen lieben Brief und die Sendung des Kistchens herzlichsten Dank! Das Kleidchen sitzt Emma jetzt sehr gut und sie trägt es täglich. Auch die neuen Nachthemden waren mir sehr willkommen.
Uns geht es recht gut. Der strenge Winter ist recht gesund. Wir leben ausnehmend gesellig fast jede Woche einmal aus, meist bei Straßburgers oder Seebecks. Letztere sind ausnehmend liebenswürdig. In letzter Zeit ist wieder Viel über mich geschrieben worden, einerseits Lob, anderseits Tadel. Beides läßt mich sehr ruhig. Ich bleibe doch immer Dein lieber Junge, auch im neuen Jahr!
Mit herzlichstem Gruß
Dein treuer Ernst. ||
P.S. An Carl herzlichsten Gruß und Dank für das Bild. Die beiden Westfalia Formulare habe ich „eingeschrieben“ und unterschrieben an Theod. Bleek geschickt.