Ernst Haeckel an Charlotte Haeckel, Jena, 25. November 1888
Jena 25. Nov. 88.
Liebstes Mutterchen!
Dieser Gruß sollte Dich eigentlich schon am letzten Donnerstag, am 22., treffen, wo ich, in Erinnerung an unseres lieben Vaters Geburtstag (– den 107! –) besonders in Gedanken bei Dir war.
Dieser Tag war in Merseburg immer für unsere Familie ein besonderer Festtag, und Du hieltest immer darauf, dann Vaters Freunde bei uns zu sehen. Ich denke mir, die Erinnerungen an diese und an viele andere schöne Stunden der früheren Jahre werden Dir jetzt oft ein freundlicher Trost auf Deinem Krankenlager sein! ||
Hoffentlich geht es Dir wieder besser, und die Schmerzen sind geringer geworden. –
In fünf Wochen geht nun schon das alte Jahr zu Ende. Ich denke dann (wahrscheinlich in den ersten Januar-Tagen) auf ein paar Tage zu Dir zu kommen. –
Wir haben hier jetzt ziemlich viel Geselligkeit (auch mehr junges Volk als jemals vorher!); die ewig muntere und unternehmungslustige Lisbeth sorgt dafür! Agnes ist oft ganz caput von den Drei-Kinder-Sorgen! –
Mit herzlichsten Grüßen von der ganzen Familie
Dein treuer Ernst.