Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Charlotte und Carl Gottlob Haeckel, Jena, 26. Februar 1863

Jena 26. 2. 63.

Liebe Eltern!

Heute Mittag erhielten wir euren lieben Brief mit dem werthvollen Inhalte, für den wir euch den schönsten Dank sagen. Die 25 rl kamen grade recht, da das Geburtstagsgeschenk seinem Ende bereits wieder nahe war. Nächste Woche hoffe ich endlich wieder auf einen grünen Zweig zu kommen, da dann das Quartalgehalt ausgezahlt wird. Es ist aber eigentlich recht amüsant, so wie der Vogel auf dem Baum, von der Hand in den Mund zu leben, wie wir es jetzt thun. Daß die Weihnachts- Ersparnisse schon so rasch wieder flüssig geworden sind, liegt hauptsächlich an der Buchhändlerrechnung, die für 1862 noch 150 rl überstiegen hat. Das Dutzend Photographieen vom Dönhoffsplatz bitte ich Dich abholen zu lassen, liebe Mutter, und 1 rl 20 Sgr dafür zu zahlen. Das erste Dutzend kostete 2 rl, wegen der folgenden hatte ich Nichts verabredet. Schreibe mir also die 1 rl 20 Sgr nur an. ||

Gern wären wir Sonnabend mit euch in Freienwalde, wo ihr gewiß recht vergnügt sein werdet. Daß der kleine jüngste Haeckel nach mir genannt werden soll, hat mich außerordentlich gefreut, und ich hoffe daß er ein so ausgezeichneter Naturforscher wirklich werden soll, wie ich selbst gerne werden möchte. Ich denke, eines von euch Beiden, liebe Eltern, wird ihn an meiner Statt über die Taufe halten. Küßt ihn recht herzlich. Die lieben Verwandten Alle und die Bekannten, die bei der Taufe anwesend sein werden, grüßt recht herzlich von uns Beiden. Was uns betrifft, so geht es uns fortdauernd so vortrefflich, als wir Beide es uns nur irgend wünschen können. Hier ist wirklich einmal ein Ideal realisirt! Kommt nur bald her, um es selbst zu sehen. Nochmals herzlichsten Dank und Gruß, liebste Eltern,

von eurem glücklichen Ernst

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Datierung
26.02.1863
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 38427
ID
38427