Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Jena, 8. Februar 1896

Jena 8.2.96.

Lieber Bruder!

Aus Deinem Briefe habe ich mit Freuden ersehen, daß Du munter u. Deine Kirchen-Sorgen etc los bist. Auch bei uns geht es jetzt endlich besser; Agnes hat heute (nach mehr als 3 Monaten) bei herrlichem Frühlingswetter den ersten Versuch gemacht, wieder an die Luft zu gehen. Hoffentlich hält die Besserung nun an; sie war recht herunter. ||

Ich habe heute den kleinen Garten (22 m lang, etwa eben so breit) welcher hinten im Westen an mein Grundstück stößt, für 6000 Mk angekauft. Es war dies nothwendig, da sonst ein Häuser-Speculant auf diesem Garten eine Mieths-Kaserne gebaut u. unsere kleine stille Berggasse zu einer breiten Straße erweitert hätte. Bitte schicke mir die sechstausend Mark im Laufe nächster Woche, am besten wohl baar? || Verkaufe dazu einen Theil meiner Papiere. –

Auf der Nordseite meines Hauses (wo Küche, Speisekammer und Logirstube liegt) ist leider seit 3 Monaten eine mächtige, 4 stöckige, aus rothen Ziegeln gebaute Mieths-Kaserne entstanden, in nächster Nähe (nur 5 m von meinem Haus entfernt!). Der frühere Besitzer des Grundstücks hat gegen sein Versprechen, ohne mir etwas zu sagen, im October (während wir in Baden waren) dasselbe verkauft. ||

Überhaupt habe ich im letzten Jahre mehr Ärger und Pech gehabt, als im ganzen letzten Jahrzehnt zusammen genommen! Hoffentlich wird das nächste besser!

– Heinz u. Friedel sind munter.

Mit herzlichen Grüßen

Dein treuer Bruder

Ernst Haeckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
08.02.1896
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 38162
ID
38162