Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Jena, 5. März 1896

Jena 5.3.96.

Lieber Bruder!

Mit Bedauern erfahre ich durch Deinen lieben Brief, daß unsere liebe Tante Bertha krank ist; hoffentlich nur vorübergehend. Hier herrscht bei dem ungesunden Winter Wetter (mit vielen schroffen Wechseln) auch sehr viel Krankheit. Agnes hat wieder 14 Tage liegen müssen, mit Herz-Beklemmungen, Nervenschwäche etc etc. Die Rückfälle der tückischen Influenza sind abscheulich! Natürlich ist sie sehr herunter, nun bald 5 Monate krank! Wenn möglich, denken wir in 3–4 Wochen nach der Riviera zu gehen. ||

Jedenfalls bitte ich Dich, bis zum 25. März etwa 1200 bis 1500 Mk zur Hersendung bereit zu halten. –

Gestern und vorgestern hatte ich ein paar Tage Ausspannung in Leipzig, wo ich seit fast einem Jahr (April 95!) nicht war. Dort geht es recht gut.

Die kleine Else ist allerliebst. Ich sah auch mehrere ältere Freunde in der Geographischen Gesellschaft, wo Hans (– deren Präsident) einen recht guten Vortrag über Transvaal hielt (er war vor 10 Jahren dort gewesen). Die Welt sieht kriegerisch aus! ||

– Wenn wir uns mit Frau Dr. Krüger an der Riviera treffen könnten, würden wir uns sehr freuen; aber unsere Pläne sind noch ganz unsicher! Vielleicht können wir gar nicht fort!

Mit Deinen Vorstellungen, betreffs Hypothek etc bin ich einverstanden.

Pfingsten denke ich Dich in Potsdam zu besuchen (– wenn Du dann dort bist! –).

Mein neues a Gärtchen (für die 6000 Mk) im Westen an unseren Garten angestückt, wird jetzt hergerichtet.

Heinz und Siegfried sind munter.

Beste Grüße

Dein treuer Ernst

a gestr.: G

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
05.03.1896
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 38160
ID
38160