Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Jena, 15. Dezember 1893
Jena 15. Decb 93
Liebes Bruderherz!
Vorgestern habe ich an Dich 2 Kisten (Fracht) abgesandt. Die eine enthält 24 Flaschen Wein zur Herzstärkung für Dich (2 Sekt, 2 Allasch, 10 Muscat-Smyrna 1887, 10 Algerier Clairet 1890). Die andere Kiste enthält ältere Bücher, die ich aus meiner Bibliothek neulich ausrangirt habe, da sie || für mich werthlos sind. Für Dich oder Deine Kinder (– die Kinderschriften für die Hahn-Enkel) werden sie wenigstens theilweise brauchbar sein.
– Wir haben 14 sorgenvolle Tage hinter uns. Meine Schwägerin Clara hatte eine so schwere Lungen-Entzündung, daß wir sie am 9. December aufgegeben hatten. Seit vorgestern geht es besser, so daß wir sie hoffentlich durchbringen. ||
– Meyer‘s werden erst nach dem Fest zu uns kommen.
– Meinen letzten Brief, in dem ich 100 Mk für Dich zu Weihnachten aus meiner Kasse zu nehmen bat, hast Du doch erhalten? Wenn möglich, schicke mir noch vor Weihnachten 1000 Mk.; ich habe eine Menge außerordentliche Ausgaben dies Jahr. Den Rest der Zinsen-Eingänge erbitte ich bald nach Neujahr. ||
– Friedel hatte bei seinem hiesigen Besuche 30 Mk von mir geborgt, was er Dir wohl mitgetheilt hat. Falls er eigene Rechnung für sich führt, kannst Du es ihm anschreiben.
– Agnes, die von der Pflege ihrer Schwester etwas mitgenommen ist, grüßt mit mir bestens und wünscht recht fröhliches Fest, ebenso
Dein treuer Bruder Ernst.
– An Tante Bertha schreibe ich nächste Woche.