Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Jena, 15. Oktober 1893
15. Oct. 1893
Lieber Bruder!
Wir sind erst gestern Abend spät (9 Uhr) hier angekommen, und fanden Deine Karte und Brief vor. Auch diese waren erst kurz vorher in die Hände meiner Schwägerin gelangt, da sie in der Buchhandlung abgegeben und liegen geblieben war. Mein Schwager Ernst Reimer ist noch in Baden-Baden. Leider kann ich Dir also erst heute morgen antworten. Wir können heute nicht nach Potsdam kommen, wegen Reimers. ||
Da das Wetter heute schlecht ist, bleiben wir zu Hause. Vielleicht kommen wir Dienstag oder Mittwoch nach Potsdam, wenn es Dir paßt. Sonnabend reisen wir nach Jena zurück.
– Wenn Du das Geld auf der Creditbank in Potsdam noch im Laufe der Woche erheben kannst, nehme ich 2000 Mk mit; sonst weniger. Du kannst auch später (gegen Weihnachten) schicken. Vorläufig brauche ich bloß cc. 600 Mk.
− Mit herzlichen Grüßen
Dein treuer Bruder Ernst ||
Meine Schwägerin ist vor 6 Tagen auf der Treppe ausgeglitten und hat sich eine Sehne verdreht, so daß sie nicht ausgehen kann. Deshalb mußten wir unseren (auf Donnerstag oder Mittwoch bereits festgesetzte Abreise von Leipzig verschieben. Wir waren volle 8 Tage in Leipzig. Das Wetter war wunderschön.
Alles wohl.
Beste Grüße
von Haus zu Haus.