Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Jena, 30. Dezember 1891

Jena 30 Decbr 1891.

Liebster Bruder!

Zum neuen Jahre sende ich Dir und den Deinen die herzlichsten Glückwünsche! Hoffentlich bessert sich auch die allgemeine Lage, und macht „Wilhelm der Grüne“ 1892 nicht so viel horrible Dummheiten wie 1891!

– Wir genießen jetzt in vollen Zügen die Ruhe der Weihnachts-Ferien. Unser glückliches junges Paar weilt in Genua. Näheres haben sie noch nicht geschrieben.

– Ich war vorgestern in Weimar, um einmal über Walter mit seinem speziellen Lehrer, Prof. Hagen, zu sprechen. ||

Die Unterredung, die über eine Stunde dauerte, hat mich sehr beruhigt und erfreut. Hagen (ein sehr vernünftiger älterer Mann und angesehener Landschaftsmaler – Schüler von Achenbach –) versicherte mir, daß er von Walter das Beste hoffe; er besitze ungewöhnlichen Farbensinn und sehr frische Naturauffassung, auch sehr geschickte Hand. Da sein Talent über Mittel sei, werde er sicher bei gutem Fleiße sehr Tüchtiges leisten. Im Übrigen sei er „eine echte Künstler-Natur“. –

Wir betrachten demgemäß seine Zukunft jetzt hoffnungsvoller als bisher. –

Mit besten Grüßen an alle Lieben

Dein treuer Ernst

Bitte Tante Bertha diese Zeilen mitzutheilen.a ||

Finanzen

2000 Mk baar durch Heinrich am 29. XII. 91 richtig erhalten, ebenso das geliehene Buch:

Zittel, Urgeschichte.

Vorläufig brauche ich kein Geld mehr dringend; doch bitte ich von den eingehenden Zinsen Nichts anzulegen, sondern Alles disponibel zu halten, so daß ich im Laufe des Januar und Februar Zuschuß erhalten kann.

E. Hkl.

Die 2000 sind gerade auf die Hochzeits Rechnung aufgegangen!b

a Text weiter am linken Rand von S. 2: Bitte … mitzutheilen.; b Text weiter am linken Rand von S. 3: Die 2000 … aufgegangen!

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
30.12.1891
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 38096
ID
38096