Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Jena, 18. Februar 1868

Jena 18/2 68.

Liebster Carl!

Für Deinen lieben Brief zum 16/2 herzlichsten Dank. Ich antworte Dir sogleich, um Dir nochmals dringend von der Berliner Stelle abzurathen. Je mehr ich mir es überlege, desto mehr scheinen mir die gewichtigsten Gründe dagegen zu sprechen. Auch Gegenbaur ist dieser Ansicht. Was Deinen neuen Grund dafür betrifft, so halte ich ihn nicht für stichhaltig. Erstens halte ich es für die Jungs recht gut, wenn sie erwachsen außer Haus kommen; das allein bildet einen selbstständigen Charakter. Und zweitens kommt Dir sicher das Studium in Berlin nicht billiger, als wenn sie außerhalb auf einer kleinen Universität, z. B. hier, sind. Ich finde es daher auf alle Fälle besser, – besonders wenn Du wieder heirathen solltest, daß Du nicht nach Berlin gehst. ||

Hier gehts leidlich.

Die arme Agnes leidet nun schon an permanenter Seekrankheit volle 14 Tage, ist sehr schwach und nervös angegriffen. Sie ist seitdem nicht aus der Stube gekommen.

Mir war der 16., wie immer, sehr, sehr wehmüthig, und diesmal nicht weniger als früher. Vormittags halte ich von 8 bis 1 Uhr Colleg (praktische zoolog. Übungen). Von 3 – 8 Uhr machte ich allein eine starke Wanderung von fünf Stunden über das Hufeisen ins Gleisthal, und über Kunitz zurück.

Im Übrigen stecke ich tief in der Arbeit und freue mich auf die in 4 Wochen eintretenden Charferien.

Herzlichste Grüße an Alle

Dein Ernst

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
18.02.1868
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 37975
ID
37975