Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 30. Juli 1881
Potsdam 30/7 81
Lieber Ernst!
Hab Tausend Dank für Deinen lieben Brief. Innig freue ich mich, daß es Dir so gut geht: nur bitte ich Dich dringend: sei bei allem, was Du unternimmst auf und zu der Reise vorsichtig; mach es Dir zur heiligen Pflicht, daß Du nie das Gewähr geladen stehn läßt; leide überhaupt nicht, daß Deine Kinder das Gewähr nehmen. –
Daß Agnes so zufrieden in Ziegenrück ist, freut mich sehr; heute habe ich viel an Dich gedacht auf || Deiner Wanderung, mögest Du morgen einen schönen Tag mit Frau und Kinder heiter verleben.
Also denkst du schon im September zu reisen; ist denn nicht der nächste Weg über Potsdam? ich denke und hoffe. –
Nun zu nächst etwas geschäftliches. Gestern war Bertha ein paar Stunden Nachmittags hier, sie beklagte sich, daß Du ihren geborgten Koffer nicht zurück geschickt hast, thue das doch; und wenn du kannst: schreibe ihr doch mal; aber sage nicht, daß ich Dich dazu aufgefordert habe. ||
Ich bin jetzt endlich dazu gekommen Deine Schätze, die Du mir zur Aufbewahrung hier gelassen hast noch zu sehen und zu ordnen, habe alle Documente mit den Coupons verglichen; darnach mußt du noch mehrere Papiere ina Jena haben; bitte siehe nach auf beifolgendem Zettel ist alles notiert und schreibe mir bald ob Du die bezeichnete Pappiere hast; die 4b Prämienscheine der Collen-Mindner Eisenbahn habe ich hier, sonst von Cölln Minden nur die Coupons. ||
Das Geld werde ich Karl mit geben; willst Du auch sonst von den Pappieren noch was mit gebracht haben, so schreibe was? auch wenn ich Dir sonst irgend etwas schicken kann. –
Clasen ist mit Frau und Kinder und Hedwig glücklich in Bonn angekommen. –
Nun: gute Nacht, mein Herzens Ernst! Gott behüte Dich und Dein Haus! und behalte lieb
Deine
alte Mutter.
a korr. aus: durch; b eingef.: 4