Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 9. Februar 1881
Potsdam 9/2 81.
Lieber Ernst!
Herzlich danke ich Dir für Deinen gestern erhaltenen Brief; ich hatte rechtes Verlangen von Euch zu hören, und wenn es mir auch leid ist, daß Du und Deinea liebe Frau so lange mit dem Cartar zu kämpfen habt, so ist das ja wohl mehr oder weniger das Loos jedes Menschen bei dem so wechselnden Wetter; leider trit aber in Jena die Erkältung noch heftiger auf, als sonst wo; doch muß es ja wohl besser sein, weil Ihr heute große Gesellschaft habt. Ich || wünsche aber daß alles gut abläuft, und Agnes sich nicht zu viel bietet.
Ich freue mich für Dich, daß Deine liebe Universität durch die Erbschaft des Herrn Reichenbach nun wieder im Stande ist die gewünschten Bauten vor zu nehmen, nun werden wohl die Schätze Deines Instituts würdige Wohnstätten erhalten. –
Siehst Du so schnell wechselt es im Leben; im [!] Deinem letzten Brief klagtest Du über so viel Unannehmlichkeiten; || jetzt hast Du viel Freude, nicht allein durch die Vergrößerung in der Universität und dann noch durch die neue Entdeckung, die Du gemacht. Du bist doch mein lieber Glücksvogel. Nun Gott erhalte Dich nur gesund mit Deinen Lieben, dann könnt Ihr noch viel Gutes hier auf Erden erleben.–
In der letzten Zeit bist Du viel bei mir gewesen indem ich die verschiedenen Sachen von Dir durch lese, so bin ich jetzt auf Deiner Italiänischen Reise bis Florenz gekommen. ||
Karl ist heute nach Drewitz um sich dort die Wirthschaft worauf Capital gegeben werden soll und das Hipotekenbuch anzusehn, und bat mich diese Zeilen an Dich erst morgen abzuschicken, weil er dabei berichten wollte. Nun mein dummer Kopf, der sich nicht verbessert hat durch die Fallgeschichte, will auch nicht mehr; daher sage ich: gute Nacht Ihr, lieben Kinder in Jena!
Ernst mit Frau und Kindern Herzens Gruß von
der alten Mutter.
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