Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Agnes Haeckel, Potsdam, 18. Oktober 1881

Potsdam 18/10 81.

Liebe Agnes!

Herzlich danke ich Dir für den eben erhaltenen Brief unseres Ernst, der mir eine große Beruhigung ist, denn ich kann nicht leugnen: ich war in den letzten Tagen sehr unruhig nichts von Ernst zu hören. Nun geht es ihm ja: Gott sei Dank! bis jetzt ganz nach Wunsch. Möge sein Glücksstern ihn ferner begleiten, auf der ganzen Reise und er dann befriedigt und gesund zu seiner lieben Frau und den Kindern heim kehren! – ||

Deinem Wunsch nach werde ich Dir die Briefe von Ernst immer gleich zurück schicken; diesmal aber noch ein paar Tage zögern, denn ich habe gestern einen Brief von meiner Schwester Bertha bekommen, worin sie mir schreibt, daß sie Donnerstag Nachmittag mit Clasens zu mir kommen würde, denen möchte ich gerne noch Ernstens Brief erst mittheilen, da ich weiß, daß sie innigen Antheil an seinem Ergehn nehmen. Werde || aber gleich Freitag den Brief Dir schicken. Nach Ernst Brief kannst Du schon bald wieder Nachricht von ihm haben, sollte es möglich sein, daß ich den noch bis Donnerstag erhalten könnte, so wäre mir das lieb, ich könnte es dann meinen Gästen noch mittheilen; und schicke Dir dann beide zusammen zurück. (übrigens will ich Dich hier bei darauf aufmerksam machen, daß Du zu Ernst Briefen nicht noch || etwas auf so dicken Pappier zu legen muß, die Post läßt sich dann immer noch doppeltes Porto nachbezahlen) also ist es besser man schickt lieber in zwei Couverts. Denke aber nicht: ich hätte nicht gerne das Porto gezahlt, seine Briefe sind mir mehr werth, aber ich sehe nicht ein, warum wir unnöthig der Post zu viel zahlen sollen. Ich werde von nun an immer sorgfältig die Couverts untersuchen, und bitte Dich bei Absendung von Ernst || Briefen mir immer in denselbena zu notieren, wie es Dir und den Kindern geht, denn meine Gedanken sind jetzt viel bei Euch, Lieben. Möchtet Ihr nur recht gesund bleiben und immer durch gute Reise Nachrichten beruhigt werden. –

Wenn Du an Ernst schreibst, grüsse ihn herzlich von mir. Nun er weiß es ja, daß ich immer mit Liebe an ihn und seinen Lieben denke. – –

Karl humpelt noch sehr, er nimmt jetzt jede Woche 2 römische Bäder; doch || scheint es sich immer noch nicht zu bessern, auch ist er sehr erkältet, wie auch Siegfried. Doch das ist ja bei dem Wetter, das wir nun schon so lange haben kein Wunder; der Sturm hat hier viel Bäume umgeschlagen und sonst Schaden gemacht. –

Daß Du wieder viel Freude am Clavierspielen hast, freut mich, übt Lisbet auch fleissing? und singt unsere kleine Emma noch immer mit solcher Lust? ||

Sei mit den Kindern aufs herzlichste gegrüßt von

Deiner

alten Mutter

Lotte.

a eingef.: in denselben

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
18.10.1881
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36805
ID
36805