Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Agnes Haeckel, Potsdam, 27. September 1878

Potsdam 27/9 78.

Liebe Agnes!

Unsere Briefe haben sich diesmal gekreuzt; ich danke Dir für die gute Nachricht, die Du mir geben konntest, daß Deine liebe Mutter sich doch erholt, und Du mit den Kindern wieder gesund bist; nehmt Euch nur alle recht in Acht bei der Kälte, die wir jetzt haben. Möchte es nur bald besser werden, daß Ernst, wenn er aus dem südlichen Klima heim kommt, sich nicht gleich wieder erkältet. ||

Mittwoch Abend ist Bertha wieder nach Berlin zurückgefahren, da bin ich wieder einsam. Vorigen Sonntag war Helehne Jakobi und Clärchen auch hier, die sagte schon, daß Heinnrich unwohl sei, heute bekam nun Karl einen Brief von Helehne, die ihm bat doch nach Berlin zu kommen, da Heinnrich sehr krank sei. Karls Gerichtssitzung dauerte aber so lange, daß er erst um 4 Uhr fahren konnte, nun || bin ich recht bekümmert welche Nachricht er mit bringen wird. Es ist jetzt wieder eine recht traurige Zeit, eben erst der Tod von dem Heinnrich in Sorau, dessen Witweh mit den beiden Kindern in diesen Tagen nach Berlin kommen wollte.

Vor allen traurigen Gedanken und Sorgen komme ich gar nicht dazu Dir Glück zu wünschen zum Geburtstag Deines einzigen Sohns. Möge der Junge recht wacker und tüchtig werden, || und zur Freude seiner Eltern heran wachsen. Grüsse Deine liebe Mutter herzlich von mir. Hast Du wohl noch Ungarwein? den Du ihr geben kannst? Wenn nicht, so schreib es, Ernst kann ja denn welchen mitnehmen, morgen über 8 Tage ist er hoffentlich hier.

Nun leb wohl, meine liebe Tochter, Gott behüte Dich und Dein Haus.

Wie immer mit herzlicher Liebe

Deine

alte Mutter

Lotte Häckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
27.09.1878
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36794
ID
36794