Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 7./8. Dezember 1877

Potsdam 7/12 77.

Lieber Ernst!

Als ich Dir vorgestern schrieb, dankte ich Dir für die 100 Mark, die Du mir zu Weihnachten verehren wolltest; und nun komme ich heute mit der Bitte ob a es Dir recht ist, wenn ich sie auf folgende Weise verwende: ich habe seit mehreren Jahren ab und zu, wenn ich es grade konnte Luise Lachman eine Unterstützung geschickt; nun habe ich es seit einiger Zeit , bei der allgemeinen Geldklämme nicht vermocht, was mir schmerzlich war, da fiel mir denn ein, || wenn Du damit einverstanden bist, werde ich die Hundert Mark an Luise Lachmann schicken. Bitte nun Deine Meinnung hierüber.

8/12.

Gestern wurde ich überrascht durch eine Weinkiste aus Jena, gewiß ein Geschenk von meinem lieben Sohn, heute habe ich ausgepackt, und gesucht ob etwa ein Zettel dabei sei, und ob Du auch noch Bestimmungen dabei gefügt habst, aber nichts gefunden. Was Du nun davon für mich bestimmt hast, nehme ich mit Dank von Dir || als Weihnachtsgeschenk an, bitte aber dringend auch nichts mehr zu schicken. Habe ich Dir denn schon geschrieben, daß ich die Freude haben werde, daß Bertha mich zum Weihnachtsfest besuchen wird.? –

Nach Deinem Vorschlag wollte ich ganz gerne für Walter eine Armbrust kaufen; aber ich kann mich nicht dazu entschliessen, ich finde es zu gevährlich, der Junge könnte sich und andere dadurch beschädigen. Ich werde also auf was Anderes sinnen. || Vor allem aber, mein Herzens Ernst, sage mir bald und aufrichtig: wie es Dir geht; hoffentlich bist Du wieder ganz frisch. Ach, wenn Jena nur nicht so weit wäre, wie gerne käme ich mal auf einen Tag um selbst zu sehn, was meine Lieben machen. Nun, das geht nicht. Sei mit Frau und Kindern aufs herzlichste gegrüßt von

Deiner

alten Mutter

Lotte.

a gestr.: ich

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
08.12.1877
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36754
ID
36754