Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 15. November 1877

Potsdam 15/11 77.

Lieber Herzens Sohn!

Herzlich danke ich Dir für Deinen lieben Brief, und freue mich, daß Ihr, Lieben, gesund seid, und es Euch wohl geht. Es ist doch was Schönes, daß Dein Beruf Dir soviel Freude giebt, wie jetzt durch die Untersuchung der Medusen. Der mitgesandte Brief hat mir Spaß gemacht, er kommt hierbei mit Dank zurück; der Franzose hat sich recht strapaziert teutsch zu schreiben. Uebrigens || habe ich bei seinem Bedauern in München nicht Deine persönliche Bekanntschaft gemacht zu haben, gefreut, daß Du so früh abgereist warst, die Geschichte dort mußte ja aufreiben. Uebrigens sagte mir Lina Siebert: ein Professor K.a aus Göttingen, der sei auch in München bei der Versammlung gewesen, und davon krank zurück gekommen. Also ist es Dir nicht allein so gegangen. ||

Das Röckchen für mein Lisbetchen habe ich gleich in Arbeit genommen, und es macht mir Spaß für meine liebe etwas zu arbeiten. Wie gerne machte ich auch etwas für Walter. Im Ganzen wird meine Weihnachtsbescherung klöterich ausfallen, denn die Kasse ist schwach bestelt; doch tröste ich mich damit daß es ja auf die Größe der Gabe nicht ankommt, sondern nur die Liebe, die ja auch in kleinen Dingen sich zeicht. – ||

Wenn Du kannst, so schreibe mir mal, ob ich Dir von den Sachen, die ich noch von Dir hierhabe was zurück schicken soll? ich bin fast willens durch die Eisenbahn meine kleine Gabe zu schicken, da es nicht so teuer als Postfracht kommt. Für den Augenblick geht es Karl mit den Kindern gut, der kleine Ernst scheint auch sich zu erholen, freilich kann man ja bei solchem Fall nicht schnelleb Besserung erwartten; ich hoffe || immer, daß die ganz fatale Geschichte von dem Fallen vom Pferde herrührt; und es sich aus heilen wird. Unser armer Karl wird schwer geprüft; gestern hatte er aber einen Brief von Hermann, der sich ja wohlbefindet und auch gut in seinem Beruf sich macht; so hat er doch auch wieder manche Freude durch die Kinder, die ja, Gott sei Dank, gutartig sind.

Grüsse Agnes und || die Kinder herzlich von mir; und wenn Du auch ein berühmter Proffessor geworden, so bleibst Du doch der liebe Junge

Deiner

alten Mutter

Lotte Häckel.

a eingef.: K.; b korr. aus: schnelles

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
15.11.1877
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36752
ID
36752