Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 7. September 1877

Potsdam 7/9 77.

Mein lieber Herzens Ernst!

Kaum hatte ich heute früh den Brief an Dich abgeschickt, da brachte mir der Postbothe Deinen lieben Brief mit der schönen Gabe, und ich kann es a mir nicht versagen, Dir gleich meinen herzlichsten Dank für beides zu sagen. Der Aufsatz von Dir wird mir noch oft Freude machen, trotz Packerei und Kramerei mußt ich das Heftchen doch gleich durchblättern, || und wenn ich auch noch nicht das Ganze lesen konnte, so kann ich Dir doch sagen, daß es mir sehr gefällt und viel Freude macht, also tausend Dank dafür; ich hatte schon vor einigen Tagen einen Auszug davon in der Nationalzeitung gelesen, und dabei den Wunschb gehabt, den ganzen Aufsatz zu lesen; und nun hast Du mir die Freude gemacht, ich lese es lieber als alles von Buch, Gervinius und wie die Herren heißen. || Daß Du aber unsere Briefe nicht erhalten hast, begreiffe ich nicht, ich hatte Dir und Agnes geschrieben; und es sind schon mehrere Tage her, daß Heinnrich mich Abends besuchte, und mir sagte: er habe einen Brief an Dich abgeschickt. Diesen Nachmittag c brachte ich Karl, der wieder wohl ist, das Heftchen von Dir, er grüßt schön und dankt herzlich. Heinnrich war nicht da, er war über Land gegangen, der arme Schelm hat schlechtes Wetter bekommen, es regnet ohne Ende. ||

Hoffentlich bekommst Du und Agnes zur Reise besseres Wetter, als wir jetzt haben, nehmt Euch nur recht vor Erkältung in Acht, und besonders seid vorsichtig in München, das soll ja so ungesund sein. Nun Gott behüte Euch, und erhöre mein Flehen, und lasse es Euch wohl ergehn.

Empfiehl mich Deiner lieben Schwiegermutter, und sei mit Frau und Kinder innig gegrüßt von

Deiner

alten Mutter.

Lotte.

a gestr.: Dir; b korr. aus: Wunsche; c gestr.: ging

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
07.09.1877
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36743
ID
36743