Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 10. Dezember 1876

Potsdam 10/12 76.

Lieber Ernst!

Heute früh habe ich die Kartte von Dir richtig erhalten, und beeile mich, sie Dir zu beantworten, also 1) wirst Du von dort die am 19 Jannuar zu zahlende Zubusse bei der Westphalia schicken, oder soll ich das Geld von hier mit dem meinigen schicken, dann mußt Du mir schreiben wie viel. 2) Das Anerbieten auf die Grundschuldbriefe scheint mir sehr annehmbar. Allerdings ist zweierlei dabei zu || bedenken: die Zinsen werden nur einmal im Jahre gezahlt, mir ist das ganz recht, aber es giebt doch Fälle, wo es sehr angenehm ist wenn die Einnahme ¼ oder ½ jährig erfolgt. Das andere Bedenken ist, wenn man Geld flüssig machen wollte, so könnte man Schwierigkeiten haben diese Pappiere zu verkauffen also ist es nicht rathsam zu viel darin anzulegen, und Du hast meines Wissens schon 8000 Thaler drin. Dieses Bedenken wird allerdings dadurch geringer: ich glaube nämlich nach der ersten Grundung der Grund Schuld Brief war gesagt nach einem gewissen Zeitraum sollten jährlich eine bestimmte Anzahl derselben veranlagt werden.a – Ich selbst hatte || nicht übele Lust auch noch einige zu nehmen, doch habe ich es aus den eben angeführten Gründen aufgegeben, da ich ja beim Anlegen von Geld immer dran denkeb, wie es für Dich und Karl am beßten ist. – ||

Wenn Du für Deine Person noch mit 1000 oder 2000 Thalern Dich dabei betheiligen willst, so verdenke ich es Dir nicht und wenn Du, wie für gewiß anzunehmen, nicht so viel Geld jetzt baar hast, so könnten wir es auf folgende Weise machen: ich würd von meinen Pappieren bei einer einheimischen Bahn, c die jetzt hoch steht, verkauffen und dagegen die Pappiere übernehmen, die ich für das für Dich aus Leipzig erhaltene || Geld gekauft habe. –

Wenn Du solche Grund Schuldscheine noch nehmen willst so wäre es fraglich ob Du nicht schriftlich nach Dortmund berichtest, wie viel Du anlegen willst und dabei erklärtest: Du würdest sie erst zum 1sten Aprill 1877 nehmen, wir könnten dann dabei unsere fälligen Coupons als Zahlung mit berechnen. –

Doch mache es, wie es Dir gut dünkt, und beantworte mir || sobald, Du kannst, die Frage ob ich von hier oder Du von Jena zum Jannuar die Einzahlung machen soll? – –

Grüsse Frau und Kinder herzlich von mir, und behalte lieb

Deine

alte Mutter Lotte.

a Text weiter am unteren Rand von S. 3: Dieses Bedenken … veranlagt werden.; b korr. aus: denken; c gestr.: fort

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
10.12.1876
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36720
ID
36720