Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Agnes Haeckel, Potsdam, 3. Februar 1876

Potsdam 3/2 76.

Liebe Agnes!

Herzlich danke ich Dir für Deinen lieben Brief und freue mich, daß es Euch, Lieben, gut geht; und vorzüglich, daß Du mir von den Kindern Gutes berichten konntest. Hierbei erhälst Du Emmas Kleidchen, von dem ich wünsche, daß es nun past, ich habe ein Stück im Rock eingestrickt, und an dem Leibchen auch hinten, ich denke forne || wird es weit genug sein, hätte ich es da ändern wollen so mußte das ganze Leibchen aufgemacht werden. Du schreibst am Halse sei es auch zu eng, deshalb wollte ich erst auf jeder Schulter wo es an einander genäht ist, kleine Keile einstricken, da es nur schon durch das Anstricken hinten weiter geworden ist, ließ ich es, sollte es noch nöthig sein, || so kannst Du das thun; ich schicke Dir alle Wolle, die ich noch habe mit, brauchst Du sie jetzt nicht, so hebe sie auf, wenn später etwas an dem Kleidchen oder den Röckchen zu ändern ist; auf jeden Fall ist es besser: Du hebst sie auf; damit ich nicht in Versuchung komme, sie anderweitig zu verbrauchen oder zu verschenken. – ||

Ich benutze diese Gelegenheit und schicke für Ernst noch die Bücher von Humbold, die er mir geborgt hat mit Dank zurück, auch 4 Hemden, nun mußt Du 9 haben, 3 sind noch in Arbeit; dazwischen habe ich die Protographie [!] gepackt, die Ernst haben sollte von Karl etc. –

Recht leid ist es mir, daß Auguste Euch verläßt, es ist || ja zu schwer, bei den Kindern ein passendes Mädchen zu bekommen. – –

Daß Ihr in diesem Winter Euch nicht zurückzieht von aller Geselligkeit, freut mich; es ist nicht recht wenn man junk [!] ist, sich so isolieren; alt ist die Zeit, wo man nach und nach für alles abstirbt, das habe ich recht empfunden als ich nach so langen Jahren mal wieder solch größere Gesellig-||keit bei Karl mitmachte, die hatten am vorigen Sonnabend eine kleine Tanzpartie, freilich nur junge Leute, ich sah nur eine Stunde zu, und begab mich zu Hause, es war mir zu geräuschvoll; die Jugend ist aber sehr vergnügt gewesen, und die Herrlichkeit hat bis 3 Uhr gedauert. – Grüsse die Kinder und sei herzlich gegrüßt von Deiner alten

Mutter Lotte.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
03.02.1876
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36686
ID
36686