Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 13. Mai 1875
Potsdam 13/5 75.
Lieber Ernst!
Wie wird es meinen Lieben in Jena gehn? so frage ich täglich wohl tausendmal, und hoffe von einem Tage zum andern Nachricht zu erhalten; aber immer vergebens. Meine Sorge um Euch ist groß und ich bitte dringend: sagt mir aufrichtig, wie es bei Euch geht? und wann ich dich erwartten kann? ob Du allein kommst oder Walter mitbringst?
So lange haben wir uns nicht gesehn, und in der Zeit so vieles durchlebt, daß es uns recht wohl sein wird, wenn wir uns mal wieder aussprechen können. ||
Vergiß ja nicht, das Hemde mitzubringen, wonach ich die neuen machen soll. Willst Du nicht auch Deine Reiseberichte mitbringen, damit Du daran anknüpfen kannst Deine Erzählung. – –
Hoffentlich geht es jetzt Agnes und den Kindern besser, wie leid ist es mir, daß ich sie nicht bei mir sehn werde; nun wenn sie sich nur bald erholen; ich hätte zu gerne für sie und die Kinder etwas zur Erquickung geschickt, aber ich wußte nicht was? Wünscht Agnes irgend etwas, so bitte ich daß sie es sagt. – Hoffentlich bringt mir morgen der Postbothe Nachricht, wann ich Dich sehn werde. Gott behüte Dich mit Frau und Kinder! und gebe uns frohes Wiedersehn! – Seid innig gegrüßt
von Euerer alten Mutter Lotte.