Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 20. Februar 1875

Potsdam 20/2 75.

Mein lieber Ernst!

Wie leid ist es mir, daß bei Euch wieder alles erkältet ist, und es macht mir Sorge, daß die drei Kleinen Fieber haben, hoffentlich geht es Euch allen bald besser, bitte sag mir nur mit ein paar Worten, aber aufrichtig und wahr wie es Euch geht. Uebrigens äussert nicht bloß in Jena das wechselnde Wetter sich so nachtheilig auf die Gesundheit; hier ist es nicht anders, alles leidet mehr oder weniger davon; auch bei Karl haben Frau und Kinder damit zu schaffen gehabt. ||

Vor allem bitte ich Dich aber inständig, daß Du durchaus nicht eher Deine Reise antrittst, als Du wieder ganz besser bist. Das mußt Du schon mir zu Liebe thun, und besonders Deiner Frau wegen, die doch Sorge haben würde, daß Du in der Fremde krank werden könntest. Dann wollte ich Dich noch fragen, ob Du Dir denn gar nichts wünscht, was ich Dir zum Geburtstag schenken könnte? Ist es was, das Du noch zur Reise brauchen kannst, a so bitte es in Zeiten zu sagen, || das ich es Dir hier besorge, oder kannst Du es in Jena bekommen, so kaufe es dort und schreib mir wie viel ich in unserer Berechnung anschreiben soll.

Von Tante Bertha bekam ich auch vorgestern einen Brief aus Bonn, Montag, den 15, ist die Beerdigung gewesen. Auf Wunsch der Töchter wird Bertha noch einige Tage dort bleiben. Sie denkt Mitte oder Ende der nächsten Woche zurück zu reisen; ich verlange sehr nach ihr, es ist mir so sehr Bedürfniß mich mit ihr auszusprechen über den uns beide betroffenen Verlust. ||

Grüsse mir Agnes und die Kinder aufs innigste, und nochmals bitte ich dringend sagt mir: wie es Euch geht?

Gott behüte Euch alle und schenke Euch wieder Gesundheit.

Mit mütterlicher Zärtlichkeit umarmt Dich

Deine

alte Mutter Lotte.

a gestr.: und

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
20.02.1875
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36631
ID
36631