Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 30. Januar 1875

Potsdam 30/1 75.

Lieber Ernst!

Heute Nachmittag ging es so eilig mit der Sendung zur Eisenbahn, daß ich nachher mit Schreck daran dachte, daß nicht mal ein freundlicher Gruß die kleine Gabe begleitet, und der soll nun hierdurch folgen, obgleich ich eigentlich nichts besonders zu berichten habe; meine Gedanken weilen ja jetzt meistens in Bonn, und das lange, schwere Leiden meiner armen Schwester Auguste betrübt mich tief. Es ist doch zu schwer, wenn es so weit kommt, daß man nur ein Ende als Befreiung sieht. – – ||

Hoffentlich habt Ihr durch die Post die kleine Sendung, die hauptsächlich nur Lisbet galt richtig erhalten; zu der heutigen füge ich nur noch bei, daß Ihr beim Auspacken vorsichtig sein müßt; die Ecken habe ich mit Kastanien ausgefüllt, und unten neben den Heringstopf, ist eine Gänsebrust eingepackt, die Ihr Euch zu Weihnachten gewünscht habt, und nicht bekommen.

Ich wollte erst zu Deinem Geburtstag schicken, aber da Du willens bist Anfang März zu verreisen || so dachte ich es sei besser, ich schickte es früher, damit Du es noch mit Deiner lieben Frau verzähren kannst, hoffentlich sind die Röllchen diesmal gerathen. –

Hier auf dem Kitz ist alles wohl, und Karl scheint es trotz vieler Arbeit, besser zu gehn als im vorigen Winter. –

Vorgestern war ich in Berlin, und zu Bertha kam Bertha Reimer, die mir sagte Deiner Schwägerin Marie ging es gut, dies sag mit herzlichem Gruß Deiner lieben Schwiegermutter. Auch kam zu Bertha Lucie Jacobi, daß war mir sehr lieb, sie zu || sehn und zu sprechen nach dem Tode ihrer Mutter.

Agnes bitte ich mir wegen der Strümpfchen für Lisbeth Antwort zu sagen.

Sei Du, lieber Ernst, mit Frau und Kinder auf’s herzlichste gegrüßt von

Deiner

alten Mutter Lotte

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
30.01.1875
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36625
ID
36625