Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, [Potsdam], 30. November 1873

30/11 73.

Mein lieber Ernst!

Da Herr Hofbauer immer nur Sonntags hier ist, so konnte ich erst heute, hingehn trotz Sturm und Regen; ich brachte ihm und seiner Frau, die beide sehr freundlich waren, Deine Grüsse. Noch hatte er den Artikel nicht gefunden, versprach aber nachsehn zu lassen, freilich hat er das auch schon bei seiner ersten Erwähnung der Sache gethan, weil ich ihm gleich sagte, Dir würde es gewiß recht lieb sein, die Zeitung zu haben, und er auch versprach, sich in der Redaction zu erkundigen, wenn er es nicht fände. – Karl || versprach mir auch, sich Mühe zu geben; ob er es erlangen könne. Sollte ich von ihm oder von Herrn Hofbauer die Zeitung bekommen, so werde ich sie gleich unter Kreuzband Dir schicken. –

Karls Fuß bessert sich langsam. Heute sollte ich zu Mittag wieder bei ihnen sein; ich hatte aber gedankt, da ich schon mehrere Sonntage nicht zu Hause war, wollte ich lieber mal a nicht hingehn; ich finde das nicht recht gegen mein Mädchen, wenn ich sie immer allein zu Hause lasse, nun ist sie heute Nach-||mittag zu ihren Eltern gegangen. Da ich nach der Kirche bei Herrn Hofbauer also nahe bei Karl war, ging ich doch eben hin, und fand gerade den Doctor da, der auch mit dem Fuß zufrieden war. –

Karl ist jetzt sehr beschäftigt, auch sehr lebhaft mit den Kirchenwahlen. –

Clara muß sich jetzt sehr schonen und geht nur selten aus. Die Kinder sind wohl. –

Ach, wenn ich Dich nur mit Frau und Kinder auch hier haben könnte. Nun ich freue mich ja auch, wenn ich von Euch höre; und gebe Gott, || daß es immer nur Gutes ist. – Behaltet lieb

Euere

alte Mutter Lotte.

a gestr.: Mittag

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
30.11.1873
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36555
ID
36555