Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 7. – 9. Juni 1873

Potsdam 7/6 73.

Lieber Ernst!

Hoffentlich bist Du gestern wohl behalten daheim angekommen und hast Frau und Kinder nach Wunsch gefunden. Es war doch recht schön, daß wir uns gesehn haben, wenn es ja noch viel besser wäre, wenn Du Deine liebe Frau und die Kinder hättest mitbringen können, dann würdest Du wohl auch länger haben bleiben können. Ich bin auch gesund; in Berlin konnt ich keine Droschke bekommen, mußt zum Bahnhof gehn, Minna || trug meine Tasche. – Es war heiß, in Potsdam bekam ich eine Droschke, trotzdem war ich aber recht zerschlagen und fühle noch solche Müdigkeit, das es mir orndlich als unmöglich erschien, daß ich noch reisen soll?? Hier fand ich die Kinder alle wohl. Von Karl und Clara sind schon zwei Correspondenzkartten angekommen, darnach geht es ihnen gut. Gestern war Frl. Dittmann hier; heute || Nachmittag ging ich hin, auf dem Wege begegneten mir Anna und Marie, die zu mir kommen wollten, ich ging dann mit ihnen zurück um auch die Kleinen zu sehn, Georg hat sich recht erholt. Es war aber solch kalter Wind, daß es mir leid that keinen Pelz anzuhaben. Kaum war ich zu Hause so brachte Ernst mir einen Brief von Herrn Joachim, der bei ihnen abgegeben ist, nach der Berechnung (für Dich sind 300 A. Z. gekauft) wirst Du || Anfang July bei mir noch ein Guthaben haben von einigen Vierzig Thalern, Du mußt mir schreiben wenn ich es Dir schicken soll oder willst Du dafür ein kleines Pappier gekauft haben??

9/6 Wenn es bei Euch so kalt ist, wie hier, so wirst Du recht frieren, es scheint als bekämen wir gar keinen Sommer. Sorge nur, daß Ihr alle die Erkältung bald loos werdet. Wie immer in Liebe Deine alte

Mutter.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
09.06.1873
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36529
ID
36529