Charlotte Haeckel an Agnes und Ernst Haeckel, Potsdam, 20. Januar 1873
Potsdam 20/1 73.
Liebe Kinder!
Schon seit mehreren Tagen wollte ich Euch schreiben, wie ich denke die Reise zu Euch einzurichten, ich war aber immer nicht zu einem festen Entschluß gekommen, da ich denke es würde Agnes lieber sein, wenn ich allein käme; auch mir wäre das in vieler Beziehung angenehmer; aber dann erkenne ich auch wieder die Nothwendigkeit Marie mitzunehmen, da ich jetzt oft plötzlich schwach und unsicher auf den Füssen werde; und es allerdings schlimm wäre, wenn || grade solcher Zustand käme beim Wechsel des Wagens. Dazu kommt, daß Bertha, Karl, Clara alle immer sagen: Du darfst nicht allein reisen.
Da sage ich mir wohl: eine alte Frau müßte ruhig zu Hause bleiben; aber ich habe doch so sehr den Wunsch, Euch zu sehn und zu sprechen. So Gott will, wenn nichts dazwischen kommt, denke ich Ende der nächsten Woche mit Mariea zu kommen, wenn ich dann das Geld von Herrn Joachim habe, was ich für Ernst durch Karl bestellt habe. Hat Ernst die ausgelooste Aktie der Kursk Kiewer Eisenbahn hingeschickt? – Meinen jenenser Lieben alle herzlichen Gruß von der alten Mutter Lotte.
a eingef.: mit Marie