Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 28. Mai 1872

Potsdam 28/5 72.

Mein lieber Ernst!

Meinem Versprechen gemäß benachrichtige ich Dich, daß Karl und Clara gestern Abend in Ems angekommen sind; allerdings haben wir durch die von ihnen so beliebten Kartten keine ausführliche Nachricht. Die erste war von Sonnabend Abend, und sagte, daß sie gesund und heiter in Lipstadt seien; 10 Meilena vor Magdeburg hätten sie 1¼ Stund in freiem Felde gelegen, aus was für Veranlassung wissen wir nicht. ||

In Lipstadt sind sie Sonntag geblieben und gestern haben sie in Cöllen einen Zug übersprungen und den Dom besehn.

Nachmittags sind sie in Ems angekommen, wo sie Onkel Müller getroffen haben, der noch 8 Tage mit ihnen zusammen sein wird. Sie haben eine gute Parterwohnung gefunden in der Stadt Cöln. Clara bemerkt nicht besonders über ihre || Gesundheit, ich hoffe nun, daß es beiden gut geht, und unserem lieben Karl der Brunnen gut thue. Die Kinder sind gesund; und sehe sie öfter, fühle mich aber doch sehr einsam, weil Clara und Karl weg sind. Von Bertha habe ich in diesen Tagen nichts gehört, hoffentlich bleibt es am besser werden. − Ich besuchte sie gerne mal wieder, aber ich kann nicht gut weg. –

Aus Dortmund habe ich heute einen Brief || bekommen über die richtige Ankunft unserer Obligationen und die Zusage benachrichtigt zu werden sobald über die neue Anleihe beschlossen ist. – –

Hoffentlich bist Du mit Deinen Lieben gesund grüsse alle herzlich von

Deiner

Dich innig liebenden

Mutter Lotte

a eingef.: 10 Meilen

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
28.05.1872
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36469
ID
36469