Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 27. November 1871

Berlin 27/11 71.

Mein lieber Ernst!

Einen Haasengruß habe ich richtig von Euch erhalten, aber vergebens durchsuchte ich alle Pappiere um ein Wort über Euer Befinden und besonders zu hören, ob Euere Lisbeth wieder wohl ist? oh, bitte wenn Du nicht kannst, so kann ja Agnes oder Karl mir mit ein paar Worten sagen wie es Euch geht. Wenn man so traurig ist, hat man immer Sorge um die Lieben, die uns noch geblieben. Von Karl habe ich auch || seit vorigen Mittwoch nichts gehört. Gebe Gott da bald Besserung. Ich wäre gern mal hingefahren um selbst zu sehen, wie es ihm geht, ich wartte aber vergeblich auf die Pappiere von Herrn Pehlemann, weil ich möglicher Weise noch darüber mit Karl sprechen muß. Bei dem häßlichen Regenwetter, was wir hier seit 8 Tagen haben, bin ich gar nicht ausgegangen, nur gestern früh am Todtenfest war ich in der Kirche, wo ich von Sydow eine || sehr gute Predigt hörte. Morgen Mittag soll ich zu Julius kommen, er hat mich so oft aufgefordert, daß ich es als heute Bertha Pine kam nicht abschlagen konnte; mir wird das Ausgehn gar zu schwer. – –

Als für die Sendung des Hasens schönen Dank, bitte schreib mir aber was er kostet, damit ich es in unserer Berechnung eintrage. –

Hoffentlich ist nun der Wein auch glücklich angekommen? Du wirst in diesen Tagen auch von Gütersloh 2 Schinken und 10 [Pfund]a Mettwurst erhalten. ||

Sobald Beides angekommen ist, schreib es mir, damit ich das Geld hinschicke. Wein und Fleischwaaren sollen Euer Weihnachten sein, verzährt es in Gesundheit und denkt dabei an

Euere

alte Mutter

Lotte, die

Euch alle herzlich grüßt.

a Symbol für Pfund

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
27.11.1871
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36434
ID
36434