Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 7. November 1868

Berlin d. 7ten November

Lieber Ernst!

Dein lieber Brief hat mich heute sehr erfreut, da ich daraus sehe, daß es bei Euch gut geht; und hoffentlich bleibt es dabei. Gewiß wird es Agnes gut thun, wenn sie erst frische Luft geniessen kann. Daß Du, mein lieber Ernst, Dich ganz frisch fühlst, und mit Deinen Colegien zufrieden bist, freut mich sehr. Die 100 Thaler habe ich richtig erhalten, und werde es Montag besorgen. Du willst, mein lieber Ernst, daß ich Dir auf-||richtig sagen soll, wegen der zu wählenden Pathen, auf jeden Fall bitte ich Euch Vater zu nehmen, dem es Freude macht, und ich habe das Kind ohne Gevatterstehn eben so lieb; ich stimme mit Euch darin überein 1) Mutter Huschke, 2) Vater, 3) Agnes Bruder, 4) Karl, 5) Mutter Minchen, das wünsche ich sehr,a die 5 sind für mich die Hauptgevattern; ob Ihr Tante Gertrude oder Tante Bertha, das thut ganz wie es Euch lieb ist, eine von Beiden würde ich passend finden, || ob Gegenbauer als Katolik es gerne thut, weiß ich nicht, also Gegenbauer und Allmers, mußt Du ganz nach Deinem Wunsch bestimmen; ob ein Vetter von Agnes, darüber kann nur Agnes und ihre Mutter urtheilen. − Nach meinem Gefühl würde ich aber Frau Weiß und Virchow nicht nehmen; bei so weiter Stehenden ist mir b es immer so sehr unangenehm, daß es nur auf ein Pathengeschenk ausläuft, leider wird || es jetzt meist so angesehn; und ich will doch, wenn ja auch die frühere Bedeutung des Gevatterstehns ganz verlohren ist gegangen, so will ich doch das die Pathen c Theilnahme für die Entwicklung des Täuflings haben. Dann fragst Du was ich zu den beiden Nahmen W. oder J. sage, die sind ja ganz nett, nehmt der Euch beiden am liebsten ist; der Junge mag heißen || wie Ihr wollt, durch den Jungen wird jeder Name mir lieb.

Bis jetzt steht es fest, daß die Sachen aus Landsberg den 23sten gesand werden; den 24sten werden sie wohl herkommen, wir haben sie dazu vertheilt: bei Gertrude wird Frau Oberheim wohnen; bei Bertha Anna, Marie und Georg, letztere ist schon bei ihr; die Uebrigen bei uns, Karl mit Herrmann, Heinnrich und Ernst in der Ballkonstube, || der kleine Julius soll mit der Dora bei Hulda schlaffen. So muß sich dann alles einschichten. Heute Abend war Tante Gertrude bei mir, sie hatte einen Brief von Gonne aus dem Haag, die ihr schreibt, daß sie vom Haag nach Uttrecht ziehen würden, wo Lui als Inspektor an ein pedagogisches Institut angestellt ist. – || Sie schreibt auch, daß sie sich sehr gefreut hätten, daß Ihr ein Söhnchen hättet. –

Auch schreibt sie das Willhelm Sethe, den hast Du ja auch wohl in Paris kennen gelernt, ein Bruder von Gerhard und Luise, sich mit einer Französin verlobt habe, eine Katolikin. –

Gestern ließ sich mal das junge Ehepaar bei uns sehn, beide waren heiter und vergnügt. –│

Frau Professor Weiß war vor einigen Tagen bei uns, und voll von dem Ehrenbergschen Jubiläum, was sie zum Theil festlich mit begehn würde; erfreulich ist es, daß es mit seiner Gesundheit so viel besser geht, er kann wieder schreiben etc. Vater grüßt mit mir Dich und Deine liebe Frau auf’s herzlichste.

Nun: Gute Nacht

Deine

Mutter

Lotte.

a eingef.: 5) Mutter Minchen, das wünsche ich sehr.; b gestr.: die; c gestr.: sich

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
07.11.1868
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36389
ID
36389