Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, [Berlin, 25. März 1867]

Mein lieber Herzens Ernst!

Heute Montag, den 25sten habe ich endlich den so sehnlich erwartteten Brief von Dir erhalten aus Gibralta vom 17ten; Dein letzter Brief war vom 10ten Februar, Du kannst also denken, wie wir nach Nachricht von Dir verlangten. Nun Gott sei Dank, daß Du so weit bist, und nun wieder festen Boden unter den Füssen hast. Mit rechtem Intresse lesen wir immer Deine Berichte, und freuen uns, daß Du so viel schönes und || interessantes siehst; aber am meisten freue ich mich doch, daß Du nun auf dem Heimweg bist. Du kannst Dir denken, wie wir uns nach Dir sehnen –

Wir haben wieder manche Sorge in der letzten Zeit gehabt, doch ist es glücklich vorüber; der kleine Julius war sehr krank. Masern, Brustentzündung und Gehirnentzündung, dabei Zahnen. Du kannst denken, wie dabei unser armer Karl gelitten hat; || nun geht es aber gut nach den letzten Nachrichten. – – –

Für Paris wünscht Du die Adresse von Gerhard Sethe zu haben, ich wollte erst deshalb an Onkel Julius schreiben, fürchte aber, daß das zu lange aufhält; nun hat Tante Gertrude kürzlich einen Brief von seiner Schwester Luise gehabt, darin schreibt sie: Gerhard wohnt jetzt in Paris Boulevard du Prince Eugène. Genügt Dir das, sonst schreibe, ich werde dann nähere Erkundigungen einziehen. Zur möglichen ich Orjentierung || kann ich Dir noch sagen daß Gerhard in dem Geschäft von Herrn von Clermon ist. Mousseurs de Clermont & Companie Rue Barbette N. 11.a Auch Gerhards jüngerer Bruder, Wilhelm ist in Paris. Der kleine Julius ist auf seiner Reise nach Buenos Aires auch in Paris bei Gerhard gewesen. –

Heute sagte mir Tante Gertrud, Frau von Dörmthal habe ihr gesagt: Allmers sei hier; bei uns ist er nicht gewesen. Alle Verwandte und Freunde geben mir immer Grüsse für Dich, Frau Weiß und Heinrich wie auch die Tanten || haben das lebhafteste Intresse an Deinen Briefen. Da es mir scheint, als habest Du meine ersten Briefe, die ich Dir nach Deiner Abreise von London nach Orotava und Lissabon geschickt habe, gar nicht bekommen, so muß ich Dich noch mit einigem aus der Famielie bekannt machen. Tante Adelheid in Potsdam ist am 19ten November gestorben. Heinnrich aus Potsdam ist nach dem Kriege beim Audatoriat geblieben und kommt nach Küstrin; seine Hochtzeit wird Ende Aprill sein. Tante Bertha ist oft in Potsdam seit Adelheids Tod; auch jetzt schon seit Freitag. – Du wirst doch || bei Deiner Zurückkunft manche Veränderung finden; Vater hält sich im Ganzen gut, nur finde ich sein Gehör hat noch sehr abgenommen. –

Auf Vaters dringenden Wunsch ist Agnes Lampert seit 14 Tagen bei uns, wird aber wahrscheinlich nur bis halben April bleiben. – – Frau Seebeck aus Jena ist hier, ich habe sie nicht gesehen. Luise Lachmann bezieht jetzt eine Wohnung in der Dorothenstraße, nicht weit von ihrer Mutter.

a eingef.: Mousseurs de Clermont & Companie Rue Barbette N. 11

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
25.03.1867
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36253
ID
36253