Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Agnes und Ernst Haeckel, [Berlin, 8. April 1868]

Mittwoch.

Liebe Kinder!

Herzlichen Dank für Euere lieben Briefe, die ich heute früh erhielt. Sehr freue ich mich, daß es Dir, meine liebe Agnes besser geht; aber, daß Du, mein Herzens Ernst, unwohl gewesen bist, thut mir sehr leid; Du solltest aber endlich anfangen, vorsichtiger zu sein, nicht so auf Deine Gesundheit einstürmen. Hoffentlich bist Du wieder ganz wohl, und sagst mir bald aufrichtig, wie es Dir geht. – ||

Eben bin ich mit dem kleinen Julius zu Hause gekommen, wir waren alle zusammen bei Tante Bertha zu Mittag, von da ist Frau Oberheim ins Schauspielhaus gegangen, und das Landsberger Mädchen mit Hulda ins Opernhaus; Berthas Minna ist mit mir und den Kindern hergefahren, und bringt eben jetzt den kleinen Julius zu Bette, wobei Anna hilft, weil er noch sehr blöde ist. Karl und Herrmann sind mit deren Großvater spazieren, und da schreibe ich noch rasch diese Zeilen, weil Agnes mir schreibt es fehle Euch an Geld; ich schicke hierbei 50 Thaler, die Du als Zuschuß für das I Quartag [!] anschreiben kannst. Soll ich Dir mehr schicken?, so schreibe oder soll es bleiben bis wir kommen? Daß die Knopflöcher nicht so recht sind ist ja recht fatal, || 4 Hemden sind nun schon wieder so fertig, die wirst Du liebe Agnes denn wohl ändern müssen. Willst Du mir nicht etwa im nächsten Brief ein Pappierstreifelchen von der Länge des Einsatzesa legen, worauf Du verzeichnest wie die Knopflöcher sitzen sollen? sonst werde ich keine drin machen. ||

Morgen Mittag werden alle Kinder und die Tanten bei uns essen. –

Wahrscheinlich kommt Karl morgen gegen Abend. – Sonntag fährt die ganze Gesellschaft nach Potsdam. Ernst Weiß nahm b gestern Abschied, er wollte heute früh abreisen. – Marichen Bleek kommt mit den Kindern und || Hedwig nächste Woche nach Potsdam. Ich weiß nicht ob ich es Dir schon geschrieben habe; daß Johannes sehr krank ist.

Auguste ist nach Winterburg und wird die ganze Familie mit nach Bonn nehmen, so bald das Wetter milder wird.

Da ich c wünsche, daß das Geld noch gleich weg kommt, muß ich schnell schliessen, so bald || ich kann schreibe ich Euch mal ausführlich über die Kinder, die wirklich prächtig sind; wie schön wäre es, wenn Du lieber Ernst nur auf einige Tage kommen könntest, daß Du sie alle zusammen sähst; daß Agnes jetzt nicht reist, finde ich ganz in der Ordnung, es würde ihr jetzt hier auch zu unruhig sein, || denn bunt geht es her. – Grüßt mir die liebe Mutter und Schwestern herzlich, und Ihr, meine lieben Kinder seid noch besonders gegrüßt von

Euerer

alten Mutter

Lotte

a eingef: von der Länge des Einsatzes; b gestr.: heute; c gestr.: nicht

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
08.04.1868
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36230
ID
36230